Blickfrei – mein erstes großes Kulturprojekt in Kiel

Als ich im Jahr 2000 nach Kiel gekommen war, begann ich, mich im Blinden- und Sehbehinderten-verein Schleswig-Holstein zu engagieren. Ich übernahm den Bereich Öffentlichkeitsarbeit und begründete in diesem Rahmen ein ambitioniertes Kulturprojekt, mit dem blinde die sehenden Menschen zu einem Perspektivwechsel jenseits des Augenscheins einluden.

Das Projekt nahm rasch Fahrt auf und entwickelte sich gut. Zeitgleich hatte ich mich in den Voollzeitjob beim NDR einzuarbeiten. Blickfrei war Ehrenamt und vor allem Freizeit.

Seitens der Geschäftsführung des BSVSH wurde meine Arbeit – gelinde gesagt – zu wenig mitgetragen. Nachdem ich das Ehrenamt der Öffentlichkeitsarbeit niedergelegt hatte, wurde auch das Projekt Blickfrei aus der Chronik des Vereins getilgt. Die Online-Dokumentation verschwand aus dem Netz.

Ich erlaube mir hiermit, diese meine damalige Arbeit auf meiner privaten Homepage erneut online zu stellen.

Hier geht es zum Archiv des Kulturprojekts Blickfrei – Perspektivwechsel jenseits des Augenscheins

Kieler Stadt-Klang- Reflexionen: aus Lärm mach‘ Kunst!

Kiel ist genervt. Seit Wochen hallt das Geräusch einer Ramme weitflächig über den Stadtteil Südfriedhof bis hinein in die Innenstadt. Das Geräusch, das manchmal entfernt an den Trommler auf einem Drachenboot erinnert, kriecht in die Wohnungen, bricht sich in den Straßen.

Am Prüner Schlag entsteht ein Möbelhaus. Für den Bau mussten Kleingärten weichen, wurden am Ende mehr Grünflächen platt gemacht als nötig war. Und dann dieses Baustellengeräusch!

Anfänglich wussten wir gar nicht, woher dieses Trommeln kam. Und wenn Du versuchst, es mit den Ohren zu orten, narren dich die Echos, die Straßen und Baulücken, die Dir andere Richtungen vorgaukeln. Mehrfache Echos machen die Täuschung vollkommen. Und dann entdeckte ich beim Gang durchunsere Wohngegend, wie alle diese Reflexionsflächen, Durchgänge, Häuserfronten und Höhenprofile unserer Steinstadt plötzlich zur Soundkulisse wurden.

Das habe ich dann eingefangen mit Mikrofonen, die man sich in die Ohren steckt und die dann einen sehr räumlichen Klangeindruck festhalten, der mit Kopfhörern sehr plastisch reproduziert werden kann. Beim Gehen durch eine Stadtlandschaft, die derart zum Klingen gebracht wird, entsteht unweigerlich ein Kunstwerk. Ich bin glücklich, es nicht verpasst zu haben, diese unwiederbringliche urbane Klanginstallation für die Nachwelt festgehalten zu haben, und wünsche viel Freude beim Eintauchen in dieses in Teilen durchaus musikalische Panorama.