Helmut Slawik (auch Helmut Peters)

zählt zu den prominenten Pfadfindern des freien Radios in Deutschland, speziell in der rheinländisch-niederrheinischen Szene, die ihren Aktionsschwerpunkt im belgisch-niederländisch-deutschen Dreiländereck hatte und hat. Während sich bei vielen von uns das Piratenradio oder Schwarzsenden als frohe Jugendsünde in den Tiefen süßer Erinnerung verlor, konnte Helmut von der handfesten Wellenfreibeuterei nicht lassen. Sein bislang letzter Coup war die Seesender-Aktion "Offshore 98" (Ostern 1999).

Helmut Slawik ist Jahrgang 1956. Der gebürtige Düsseldorfer wohnt in Wuppertal und verdient sich seinen Lebensunterhalt in der Telekommunikation.

Verführung und Sündenfall

Als Helmut Slawik 1971 seine Ausbildung bei der Bundespost begann, wurde den Lehrlingen zur Abschreckung ein Film gezeigt, in welchem der Funkmessdienst einen illegalen Schülersender aushebt. Die Botschaft hat der Auzubi S. wohl missverstanden. Mit Freunden bastelte er seinen ersten Sender. Der nannte sich romantisch Radiodiffusion Angelique und benutzte die FM-Frequenz von Hilversum 3, nach dessen abendlichen Sendeschluss. So gehörte Helmut Slawik schon mit 15 zu einer Piratensender-Crew.

Vorbilder, Einflüsse, Lehrjahre

Die radiogeographische Nähe zu Holland und Nordsee hat besonders im Rheinland Herzen entflammt für freies Radio. Für Helmut Slawik waren Seesender wie Radio Caroline oder Radio Northsea International wegweisend.

Als sich die freien Radioaktivitäten vom off-shore eher weg aufs feste Land verlagerten, fügte es sich, daß die Truppe um Helmut Peilung von einem starken Sender in Mettmann bekam, der sich Radio Valentine nannte. Man schloss sich zusammen. 1975 erweiterte dieser Sender seine Aktivitäten von Mittel- auf Kurzwelle.

Die nächsten Stationen der Geschichte des freien Radios, in die Helmut Slawik involviert war (1977-1980), heißen Radio City, Radio Central und schließlich 1978 das Italien-Projekt Radio Marina.

Belgische Jahre

Die nächsten Impulse gab 1980 der Aufschwung der Sendepiraterie im walonischen Belgien. Ein Besuch bei Radio Gemeny löste eigene Aktivitäten aus. Dazu wurde der höchste Punkt von Belgien (Hohes Venns) mit freier Sicht in die niederrheinische Tiefebene ausgespät. Der war leider schon mit behördlichen Funk- und Fernmeldeeinrichtungen gespickt. Unweit davon - fast genauso hoch und frei gelegen, fand sich das Lokal "Baraque Michel". Dort wurde in einer Dachkammer Radio Benelux (BNL) eingerichtet, welches drei Jahre lang sendete. Helmut Slawik darf stolz darauf sein, hier am ersten Kommerziellen Radio für Nordrhein-Westfalen beteiligt gewesen zu sein. Die Reichweite soll sogar bis Dortmund und Münster gegangen sein, den Ballungsraum Köln eingeschlossen.

Gründer und "Intendant" Slawik wurde aus Radio Benelux herausgedrängt. Mit ihm ging u.a. auch Stefan Kaiser, der ein Weggefährte blieb bis heute. Man trank aus den selben Quellen, und Stefan gilt heute als populärster Moderator von Radio NRW.

Slawiks Weggang von BNL am 1. Januar 1984 hat der Sender nur um Monate überlebt. Slawiks eigenes neues Projekt Radio Fantasy sendete ab 1. Januar 1985 aus Raeren in Belgien. Den Sender mit Zielrichtung Deutschland gibt es heute noch, aber schon längst unter anderer Führung und Konzeption.

1987 startete genau im Dreiländereck Belgien-Niederlande-Deutschland, in Gemmenich, RTI Radio Telstar International. Helmut Slawik hatte sich mittlerweile auch zum Antennenspezialisten entwickelt und schwärmt heute noch von der Konstruktion aus zwei vertikalen Dipolen Richtung Holland und 2 horizontalen Dipolen Richtung Deutschland. Aachen soll von RTI besser bestrahlt worden sein als vom WDR (Sender Stolberg).

Auf der Startgeraden des freien Radios in Deutschland

Ob nun unter Beteiligung missgünstiger Kollegen (RTI aquirierte schon erkleckliche Stücke vom rheinischen Werbekuchen), jedenfalls löste nach einem knappen halben Jahr die belgische Staatsanwaltschaft Radio Telstar auf.

Inzwischen war in Bundes-Deutschland das öffentlich-rechtliche Rundfunkmonopol gefallen. Frank Leonhardt (Free Radio Campaign) vermittelte die Fortsetzung auf deutschem Boden als kommerzieller Lokalsender RTO Radio Telstar Offenburg. Der Sender hatte von Anfang an Probleme mit dem Frequenzsplitting, fiel aber endgültig 1992 der Baden-Württembergischen Flurbereinigung zugunsten der kapitalkräftigen Großveranstalter zum Opfer.

Der Pirat nimmt Auszeit

Das Leben besteht auch noch aus anderen Freuden. Ab 1992 datiert bei Helmut Slawik eine längere Sendepause. Ostern 1999 konnte er sich - u.a. mit Stefan Kaiser - einen lang gehegten Traum erfüllen. Fürs Osterwochenende wurde das Schiff "MV Morning Star" gemietet. "Offshore 98" war ein Seesender-Live-Event auf Kurz-, Mittel- und Langwelle.


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Erstellt am 21-06-2001Zuletzt geändert am 23-06-2001© 2001 by: Jürgen Trinkus