Schon beim Aufruf dieser Seite sollte die Stimme des Mannes zu hören sein, um den es hier geht: "Hallo und guten Tag, liebe Zuhörer und Zuhörerinnen! Hier spricht Heinz-Florian Oertel." Um diese Begrüßung noch einmal zu hören, muss man auf "aktualisieren =F5" drücken! Auf dieser Seite können weitere Kostproben als Audiotracks und in der schriftlichen Fassung aufgerufen werden. Sie sollen streiflichtartig die Wortmächtigkeit und sprachliche Kreativität des Reporters zeigen. Die Auszüge sind aufs Knappste verkürzt. Daraus erwächst eine gewisse Gefahr der Entblößung der von spontanen Gefühlen in einer bestimmten Situation getragenen Äußerungen. Erst wer die Reportagen in Gänze hört, wird auch ganz in den Bann gezogen von der Aura des Ereignisses.
Heinz-Florian Oertel ging es immer darum, seine Zuhörer in die Atmosphäre des Ereignisses hinein zu ziehen. Und wie sagte er?
"So ist das im Sport: Überraschungen sind und bleiben spezielle Würze, auch aller Reportagen."
Die Hörproben stammen von der 1997 produzierten und 1998 im © Verlag Das neue Berlin herausgekommenen CD "Reportagen" (Vertrieb: Buschfunk).
Olympische Spiele 1960 in Rom: Vierermannschaftsradrennen in großer Sommerhitze.
"Große Nervosität, großer Bammel vor der unbarmherzigen Hitze, und nun, wo es gegen Mittag zugeht, da sitzen wir hier auf der Radioreporterkabine unter diesem bunten Völkchen der Korrespondentenvölkchen und wir sind alle einer hübschen, leichten Macke nahe, denn 40 Grad fast im Schatten, 50 Grad ungefähr auf dem Asphaltband der Straße, in der Sonne: Wer soll das da aushalten? Wir sitzen hier mit Strohhüten wie auf einer spanischen Hazienda vielleicht; aber was sollen erst die Fahrer sagen dort draußen auf der Straße!"
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Olympische Spiele 1964 in Innsbruck: Eiskunstlauf des Münchner Champions Manfred Schnelldorfer
Alle Sprünge hat er im Repertoire: Axel Paulsen, Doppel-Axel, Rittberger, der doppelte Rittberger, natürlich Salchow, Lutz, Toe-Loop und dann die Schritte und dann die Pirouetten!"
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Olympische Spiele 1964 in Tokio: 100-Meter-Lauf
Furios beginntt die Schilderung des Finales des 100-Meter-Laufs bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio: "Mit reißenden Spikes werden nun die 8 schnellsten Männer des Erdballes ihre Autogramme in diese rote Aschenbahn von Tokio ritzen. Die schnellsten der Welt wählen mit dem Geschwindigkeitswirbel ihrer athletischen Beine den König des Tages, den König der Sprinter der Welt!" Und so beschreibt Oertel den Favoriten Robert Lee Hayes:
"Ganz rechts also steht der Mann aus Jacksonville, der rasende Schaukelstuhl! Ein Schwergewicht mit Düsenantrieb. 1,87 m groß. 90 kg schleppt er von den 0 cm bis zum hundertsten Meter in das Ziel. Aber wie, aber wie! Ganz rechts steht er! Ganz lässig noch die Arme in den Hüften."
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Fußball Weltmeisterschaft 1974 - Begegnung BRD : DDR, Sparwasser-Tor
"Sparwasser. Sparwasser! Und? Tor! Jürgen Sparwasser aus Magdeburg! Die Wiederholung. Noch einmal Achtung, liebe Zuschauer! Eine glänzende Aktion des Magdeburgers. Schauen sie, wie er den Überblick behält. (...) Und jetzt, wie er sich die Schussposition schafft, überlegt und vollendet. Eine meisterliche Aktion!"
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Olympische Spiele 1976 in Montreal - Marathon mit Waldemar Cerpinski
So, wie Herbert Zimmermann mit seinem "Tor!"-Schrei von 1954 unsterblich wurde, so wird Heinz-Florian Oertel wohl mit jener Aufforderung an die jungen Väter der DDR verbunden, Mut zu beweisen und ihre Söhne Waldemar zu nennen. Auch das findet sich auf der "Reportagen"-CD. Der Marathon-Läufer hat den Reporter aber nicht erst in Moskau 1980 zu rhetorischen Höhenflügen inspiriert.
"Ein Lauf geht um die Welt, erneut der Lauf des Waldemar Cerpinski! 100 000 umfangen ihn mit dem Beifall. Man möchte sich an den Zeiger der Geschichte hängen, um die Uhren anzuhalten, weil die Größe dieses Augenblicks für eine Momentaufnahme eigentlich viel zu schade ist."
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Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften 1991 in Wien - Entscheidung bei den Damen
"Und in diesen vier Minuten entscheidet sich, wer hat ein ganzes Jahr über am besten trainiert. Ein Jahr, das hat uns über eine halbe Million Minuten reserviert. Also vier Minuten sind ein verschwindend geringer Zeitzipfel. Aber wer packt ihn am allerbesten?"
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Vorbilder - Vorfahren
Rolf Wernicke schildert den 100-m-Endlauf zu den Olympischen Spielen 1936 in Berlin
Hier Stimmung vor dem Finale, welches dann so kurz war, dass die eigentliche Dramatik schon in diesem Vorspiel zum Ausdruck kommt.
"Der gewaltigste Kampf um dieSchnelligkeit beginnt, der Kampf um die hundert Meter. Da sind sie alle nervös jetzt. Da trippeln sie wie Vollblutpferde vor dem Start. Da zuckt selbst Ralph Metcalfe auf, die gewaltige schwarze Lokomotive..., sieht immer wieder zu den Spikes. Jetzt segnet er sich das letzte Mal und tritt in dieAußenbahn. Der andere Schwarze ist schon nach vorn getreten. Auf der Innenbahn, Jesse Owens. In der Mitte die vier Weißen. Zwei Schwarze gegen vier Weiße. Drei Europäer gegen drei Amerikaner. USA gegen Europa. Der Kampf beginnt."
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Heribert Meisel und sein Wiener Schmäh
"Bauchspies heißt der - der hat also ganz allein vor dem Torhüter die Chance gehabt, das Leder im Netz unterzubringen. Es ist ihm leider misslungen. Und noch ein zweites Mal hat dieser Bauchspies dann leider - er hatte auf die kurze Ecke gezielt und hat genau dorthin geschossen, wo der jugoslawische Torhüter Circowic(?) abwehrbereit gestanden ist. Also, ich muss eins sagen: Ich möchte gegen den Bauchspies ja nicht Fußball spielen. Ich hätte immer Angst, dass er das Bein ein bissarl zu hoch hebt. Wenn ich aber bedenke, dass er ja ein Medizinstudent ist ... - Jetzt ist eine gefährliche Situation im deutschen Strafraum, aber abgewehrt, wunderbar abgewehrt vom Läufer Pankau. Es ist jetzt eine Abwehrschlacht der deutschen Mannschaft..."
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Aber es geht um Heinz-Florian Oertel und wir haben mit ihm ein Thema: Gesehenes in die Ohren tragen!
Wie er sein Resümee als Hörfunk- und als Fernsehmann zieht, zeigt diese Leseprobe aus dem Buch "Höchste Zeit", Verlag Das Neue Berlin, 1998.