IV. Boltenhagener Bücherfrühling
9. bis 12. Mai 2002
Das wars

Vorbemerkung: Es wird eine Weile dauern, bis alle Bilder und vor allem Töne sortiert sind. Solange wird dieser lohnende Rückblick Baustelle bleiben. Zwischenzeitliches Vorbeischauen lohnt sich aber bestimmt, denn der Fleiß soll auch im Sommer nicht abhanden kommen.

 

Auftakt mit Friedrich Wolff

"Alles, was recht ist!" - das war das Leitthema, das wir zunächst sachliterarisch angingen mit dem Autoren, mit dem zumindest im seinerzeitigen Einzugsbereich des Adlershofer Fernsehns dieses geflügelte Wort verbunden war durch eben jene Ratgeberreihe, die er repräsentierte: der Rechtsanwalt Dr. Friedrich Wolff. In seinem Buch, aus dem er am Eröffnungsabend des IV. Boltenhagenr Bücherfrühlings las, wird diese beliebte Reihe jedoch nur einmal ganz am Rande erwähnt.

"Verlorene Prozesse 1953 - 1998. Meine Verteidigungen in politischen Verfahren", Nomos Verlag Baden-Baden 1999 ist übrigens auf Anregung von Klaus Düsterhöft hin noch kurz vorm Bücherfrühling als Hörbuch zur kostenlosen Ausleihe für Blinde fertig gestellt worden durch die Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig auf 18 Kassetten, gelesen von Bernhard Scheller. Als er in Boltenhagen über diese DZB-Produktion informierte, wollten die anwesenden Autoren und Zaungäste natürlich mehr wissen über Blindenhörbücherein. Wenn es Ihnen als Leser dieser Nachbetrachtung ebenso geht, klicken Sie hier!
Hier noch eine Hörprobe aus der Boltenhagener Lesung von und mit Friedrich Wolff! Es handelt sich um jene Stelle (im Buch S. 293-295), wo Honeckers Verteidiger am 29. Juli 1992 auf offenbar gewaltbereite Mitbürger stößt, welche die Nachricht von der Ausliefung Erich Honeckers von Rußland und Chile an Deutschland vor die Tore der JVA in Moabit gelockt hat.

Naach der bald 2-stündigen abendlichen Lesung saßen wir noch lange beieinander. Die Physische und geistige Präsenz des 79-jährigen Friedrich Wolff ist beeindruckend. Für den folgenden Vormittag hielt er sich auch noch bereit.

Rolf Henrich

Auch unser zweiter Autor ist von Beruf Rechtsanwalt. Während Friedrich Wolff schreibend Bilanz seiner Erfahrungen in politischen Strafsachen zweier Systeme zog, hat Rolf Henrich diesen Horizont in seinen Büchern deutlich überschritten. Mit seinem 1987 abgeschlossenen und im April 1989 erschienenen Buch "Der vormundschaftliche Staat" hat er geschichtsrelevant eingegriffen in den Zusammenbruch und leider trotzdem recht bescheiden ausgefallenen Aufbruch der DDR-Gesellschaft. Als er sich 1996 noch einmal gesellschaftsphilosophisch zu Wort meldete mit seinem Essayband "Gewalt und Form in einer vulkanischen Welt" wurde das leider nur sehr mäßig wahrgenommen in eben dieser Welt. Etwas besser ging es nun dem Roman "Die Schlinge", erschienen 2001 bei Eichborn in Frankfurt a.M.

Mit der Lesung von Rolf Henrich haben wir erstmals zum Bücherfrühling eine Autorenlesung auf den frühen Vormittag gelegt. Der konzentriert-freundlichen Zuhöratmosphäre, die unser Haus auszeichnet, war das nicht abträglich und munter ging es auch zu.

Aus der Lesung hier gleich zwei Hörbeispiele:
Über die Ambivalenz des Anwaltsberufes - Dauer: 1'52!
Rolf Henrich in der Diskussion nach der Lesung über den unbrauchbaren Begriff "Aufarbeitung der Vergangenheit - Dauer: 2'50!

Natürlich konnten wir uns des Kompliments nicht enthalten, dass Rolf Henrich ein guter Interpret seiner Texte ist. Er wäre nicht der erste namhafte Autor, der für eine Blindenhörbücherei ins Tonstudio ging. Für uns relevant ist hier Jens Sparschuh, der seinen Roman "Der Zimmerspringbrunnen" in der Berliner Hörbücherei für Zivil- und Kriegsblinde gelesen hat. Rolf Henrich gab zu verstehen, dass auch er einer solchen Sprecherarbeit nicht abgeneigt sei. Vielleicht gehört eine Hörbuchfassung des Romans "Die Schlinge" ja auch noch zur Ernte des IV. Boltenhagener Bücherfrühlings. Wir werden sehen.

Justizia und das Rad der Geschichte

 

Erstellt am 25.05.2002Zuletzt geändert am 30.03.2004