Das Zitat, das bei Aufruf dieser Seite im O-Ton Jörg Jannings zu hören ist: "Ohne Körper kann man auch im Hörspiel überhaupt nichts machen!"
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 12.05.1962 - 12.08.1962
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS I: 27.12.1962 20.00 - 21.00
Sprecher und Rollen: Herbert Stass (Erzähler); Alfred Schieske (Semjon); Janina Richter (Natascha); Michael Nowka (Polja); Andreas Mattishent (Kyrill); Dagmar Biener (Marfa); Georg Pinagel (Ein russischer Soldat); Ralf Bregazzi (Der Offizier des estnischen Grenzpostens)
Komponist: Friedrich Scholz
PR-Text: 1930 hatte sich Edzard Schaper, der aus Ostrowo in der Provinz Posen stammende, heute in der Schweiz lebende Schriftsteller in Estland niergelassen, wo er zehn Jahre blieb. Dort spielt auch die Geschichte seines Hörspiels aus der Zeit zwischen den Weltkriegen. Am westlichen Ufer des Grenzflusses zwischen Estland und Rußland gibt es außer den Blockhäusern der estnischen Soldaten nur noch eine bewohnte Hütte. Darin leben Semjon und seine vier Kinder. Am Weihnachtsabend, als es zu dämmern beginnt, kehrt Semjon mit Geschenken und einer kleinen Tanne nach Haus zurück. Das Zimmer ist klat, die Kinder frieren und nicht einmal die Lampen brennen: Semjons Tochter Marfa hat die letzte Streichholzschachtel einem vorbeikommenden Grenzwächter gegeben. Also muß Semjon noch einmal hinaus, um Feuer zu besorgen. Er ahnt nicht, daß sein Gang durch das Dunkel ihm den Tod, seinen Kindern aber auf Wundersame Weise die Rettung bringen wird.
Sprecher und Rollen: Karl John (Peter Lembach); Christine Gerlach (Hanna, seine Frau); Lothar Blumhagen (Frieder Heimisch, Schauspieler); Jo Becker (Helmut, Peters Bruder); Sibylle Gilles (Grete, dessen Frau); Christine Sag (Cilli, Hausmädchen bei Lembachs); Norbert Langer (Klaus Degen, Student); Reinhold Bernt (Sick, Parteisekretär des Theaters); Ralf Bregazzi (Dulz, Vorsitzender der Kulturabteilung der SED); Klaus Sonnenschein (Vopo-Unterleutnant der Grenzpolizeistation); Helmut Grube (Oberst der Passabteilung des Polizeipräsidiums); Otto Matthies (Leonhardt, Bühnenmeister); Hans Mahlau (Inspizient); Otto Czarski (Beleuchter); Fritz Daniger (2. Beleuchter); Ditha Upré (Intendanzsekretärin); Tamm, Hans (Ein kleiner Junge); Serge Knuth (Sirnow, russischer Kulturoffizier); Franz Dannenbauer (Junger Mann); Sacha Berger (Junge Frau); Helmut Ziegner (Radiosprecher); Joachim Boldt (Radiosprecher); Dieter Arnold; Wolfgang Conradi; Paul Paulschmidt; Josef Wilhelmi
Komponist: Friedrich Scholz
PR-Text: "Es ist schade um den Menschen". Ein Wort Strindbergs, das die Autorin zitiert, deutet darauf hin, daß die innere Gefährdung, die von einer mit der Macht gepaarten Ideologie ausgeht, schlimmer und nachhaltiger sein mag als die äußere Bedrohung.Peter Lembach, Altkommunist, unter Hitler verfolgt, soll nach dem Krieg als Intendant eine Ostberliner Bühne übernehmen. Hanna, seine Frau, ist ihm über die Grenze gefolgt.Peter Lembach hat ideale Vorstellungen, die er nach freiem Entschluß glaubt verwirklichen zu können. Aber schon bei den ersten Versuchen, seine künstlerischen Prinzipien durchzusetzen, stößt er mit den Funktionären der Partei zusammen. Vor die Wahl gestellt, sich den Parteibeschlüssen zu beugen oder seinen Plänen zu entsagen, gibt er den Widerstand auf. Die Veränderungen, die nun in ihm vorgehen, und die sich nicht nur in seiner Arbeit auswirken, stürzen Hanna in schwere Konflikte.
Das Hörspiel läßt den gefährlichen Einfluß der totalitären Ideologie auf das Bewußtsein des Menschen erkennen, der im Kompromiß mit der Macht eine Lösung zu finden glaubt. Dem Kompromiß folgt nahezu zwangsläufig die innere Unterwerfung, die schließlich dazu führt, daß mit dem eigenen Denken auch das eigene Leben der Macht ausgeliefert wird.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 29.04.1963 - 05.05.1963
Sprecher und Rollen: Sacha Berger (Elfi Naumann, geb. Noll); Franz Wicklisch (Rudolf Noll, ihr Vater); Renée Stobrawa (Berta Noll, ihre Mutter); Edgar Ott (Arnold Paumann); Klaus Herm (Heinz Noll); Peter Schiff (Karl); Ernst Ronnecker (Jölte)
Komponist: Friedrich Scholz,
Äusserlich friedlich verläuft der Geburtstag Rudolf Nolls, eines alten Mannes, der mit seiner Frau allein in der Zone lebt. Doch im Innern finden sie keine Ruhe. Ihre Gedanken wandern hinüber zu ihrem Sohn und ihrer Tochter, die in Westdeutschland wohnen. Und sie wandern zurück in die Vergangenheit, in die Zeit, als die Kinder noch zu Hause lebten und nicht daran dachten, jemals gänzlich von den Eltern getrennt zu sein.Dann kam die Flucht, und nur einmal war dem Ehepaar Noll seither ein Wiedersehen vergönnt. Der 13. August 1961 brachte die Trennung für lange Zeit. Briefe sind nun die einzige Verbindung, und die Gedanken, die herüber und hinüber gehen, und die keine Grenze aufhalten kann.Ein Alltagsschicksal, wie es Unzähligen widerfahren ist, wird in diesem Hörspiel zum Symptom und Kennzeichen der Situation Deutschlands, dessen innere Grenze - weit über ihre politische Bedeutung hinaus - in das Leben vieler Menschen eingreift und ihr Dasein bestimmt.
Aufnahme/Produktionszeit: 23.09.1963 - 29.09.1963
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS: 23.10.1963
Sprecher und Rollen: Arthur Schröder (Leopold Ullstein); Joachim Nottke, (Erzähler); Hilde Dölker; Ursula Gompf; Ruth Hausmeister; Charlotte Kolle; Sigrid Pein; Dorothea Thiess; Helmut Ahner; Dietrich Auerbach; Walter Baumgartner; Arthur Binder; Lothar Blumhagen; Ralf Bregazzi; Kurt Buecheler; Joachim Cadenbach; Wolfgang Conradi; Jörg Cossardt; Otto Czarski; Fritz Daniger; Wolfgang Draeger; Hermann Ebeling; Walter Fein; Rudolf Fernau; Dietrich Frauboes; Joachim Gehrke; Max Giese; Günter Glaser; Otto Graf; Helmut Grube; Herbert Grünbaum; Karl Haas; Richard Handwerk; Klaus Herm; Hans-Stefan Heyne; Helmut Heyne; Claus Hofer; Willi Hollers; Ernst Jacobi; Carl John; Erich Kestin; Eugen Klinger; Reinhard Kolldehoff; Wolfgang Kühne; Bernd Kummer; Hans Kwiet; Paul Löffler; Erik von Loewis; Sigurd Lohde; Otto Matthies; Klaus Miedel; Franz Nicklisch; Walter Pfeil; Henning Schlüter; Heinz-Peter Scholz; Ludwig Schütze; Hans Schwarz; Friedrich Siemers; HeinzSpitzner; Erhard Stettner; Achim Strietzel; Jürgen Thormann; Bernd Träger; Konrad Wagner; Paul Wagner; Josef Wilhelmi; Helmut Ziegner; Wolfgang Zill; Eduard Wandrey; Heinz Welzel; Hans Wiegner; Arthur Wiesner; Stefan Wigger
Technik: Saladin (Toningenieur); Romberg (Tontechniker)
PR-Text: Wenn man, von Westdeutschland kommend, nach Berlin einfliegt, kann man bei klarem Wetter schon über Wannsee die Uhr des Tempelhofer Druckhauses erkennen, noch immer Wahrzeichen des einstmals größten Zeitungsunternehmens auf dem europäischen Kontinent: Ullstein.Leopold Ullstein, Begründer des Verlages, war als junger Mann im Revolutionsjahr 1848 nach Berlin gekommen, stand eine Zeit lang politisch Rudolf Virchow zur Seite, und hat mit dem bürgerlich-liberalen, demokratischen Geist der frühen bürgerlich-liberalen, demokratischen Geist der frühen Revolutionsjahre die Haltung und das Gesicht des Hauses bestimmt. Seine fünf Söhne, Louis, Franz, Hans, Rudolf und Hermann, die später den Verlag zu voller Entfaltung führten und die man in Anlehnung an die "fünf Frankfurter" (Rothschilds) die "fünf Berliner" nennen könnte, haben in diesem Sinne weitergearbeitet.Man machte bei Ullstein - wohl einer der Gründe für die große Verbreitung der Blätter - Zeitung 'mit Herz'. Das galt vor allem für die "Berliner Morgenpost" - unter diesem Motto hat sie auch 1952 wieder begonnen - das galt aber auch für die "BZ am Mittag", dem Boulevard-Blatt, das in seiner Art einen genialen Zug hatte und von dem eine russische Schriftstellerin der zwanziger Jahre kennzeichnend sagte: "Die BZ ist eine kleine Pfütze, in der sich die ganze Welt spiegelt".Daneben gab es eine Reihe Nachmittagsblätter wie "Die Nachtausgabe", das "8-Uhr-Abendblatt" und das "Tempo", die letzte Gründung Ullsteins. Namen, die einst jeder Berliner kannte und die heute vergessen sind.Die meisten seiner Zeitungen hatte der Verlag Ullstein schon vor dem ersten Weltkrieg gegründet: "Das Neue Berliner Tageblatt", die "Berliner Zeitung" und die "Berliner Morgenpost". Nach dem Krieg kam vor allem die "Vossische Zeitung" hinzu, die von den Ullsteins im alten Stil, wenn auch jetzt mit einer ausgesprochen demokratischen Tendenz weitergeführt wurde. Mit diesen Blättern, die auch in den zwanziger und beginnenden dreißiger Jahren wesentlich die Atmosphäre der Berliner-, der Hauptstadtpresse mitbestimmten, (die "Berliner Morgenpost" hatte 1928/29 eine durchschnittliche Auflage von 610 bis 615 000) errang der Verlag Weltgeltung.Weit über Berlin und Deutschland hinaus verbreitet, so daß sie zu einem Begriff in der Welt wurde, war die "Berliner Illustrierte", die in den Jahren 1928/29 eine Auflage von über 1,8 Millionen hatte (Preis 0,20 RM, vor dem ersten Weltkrieg 0,10 M): die wahrscheinlich größte verlegerische Leistung des Hauses Ullstein. Zum Zeitungsverlag war der Buchverlag gegründet worden, dessen berühmtestes Buch "Im Westen nichts Neues" von Remarque, dessen bedeutendste Veröffentlichung aber die Propyläen-Ausgaben der Weltgeschichte, Kunstgeschichte usw. werden sollten. Heute zeugt von diesem einstigen Riesenunternehmen nur noch einiges: das steinerne Wahrzeichen des Druckhauses in Tempelhof - das im wesentlichen auf die Initiative von Rudolf Ullstein zurückgeht -, der, wenn auch in kleinerem Maßstab arbeitende Buchverlag, und die beiden einzigen Zeitungen, die aus der Fülle von einst geblieben sind: die "Berliner Morgenpost" und die "BZ", die Walter Kiaulehn im Hinblick auf die zwanziger Jahre einmal eine 'Angewohnheit der Berliner' nannte - sie ist es auch heute wieder.
Georg Zivier hat in dieser Sendung das Werden, die Geschichte und das Schicksal des Verlages nachgezeichnet, den 'Geist des Hauses' und der Zeit noch einmal lebendig werden lassen.
Aufnahme-/Produktionsdatum: 00.01.1964
Sprecher und Rollen: Martin Hirthe (Dr. Otto Braun); Charlotte Joeres (Inge, seine Frau); , Gisela Giein (Christl, Tochter); Wolfgang Condrus (Rolf, Sohn); Rita Engelmann (Monika, Tochter); Jo Becker (Willi, sein Bruder); Peter Arden (Dr. Albert); Wolfram Schaerf (Dr. Binder); Eugenie Dengler (Ida, Oberschwester); Sylvia Krukenberg (Maria, Stationsschwester); Marie-Luise Hengherr (Lore, Stationsschwester); Jörg Cossardt (Gensch, Sekretär der Parteiorganisation im Krankenhaus); Ralf Bregazzi (Metzner, Sekretär der Kreisleitung der SED); Karl Klemm (Rentner); Magdalene von Nussbaum (Frau Maurer); Claus Eberth (Hauptmann der Volkspolizei); Frank Dannenbauer (Kurt, Monikas Freund); Erich Kestin (Pförtner)
PR-Text: Dr. Braun, Chefarzt eines Krankenhauses in einer mecklenburgischen Kreisstadt, sieht sich als Mensch und Arzt dem Druck von Behörden und Parteiinstanzen ausgesetzt. Mehr und Mehr wird es ihm unmöglich gemacht, seinen Beruf gewissenhaft und ordnungsgemäß auszuüben. Als verdienten Arzt wagt man ihn nicht unmittelbar anzugreifen; aber die indirekten Mittel, mit denen man ihn bekämpft, bekommt er schmerzlich zu spüren. Seine Schwierigkeiten sind um so größer, als er nicht gewillt ist, seine Bequemlichkeit höher zu stellen als seine Pflicht und sich widerstandslos zu fügen. Auch in der eigenen Familie entstehen Spannungen. Seine Tochter, Kandidatin der Partei, steht innerlich gegen ihn. Seine Frau versucht, ihn zurückzuhalten - aus Furcht, daß sein Verhalten Folgen haben könnte. Am Ende steht Dr. Braun vor der Wahl, entweder seinen Posten aufzugeben oder die immer unerträglicher werdenden Schikanen stillschweigend hinzunehmen.Das Hörspiel zeigt, über den Einzelfall hinausgehend, die Situation der Ärzte in der Zone. Ihr Beruf gehört zu denen, die unter den dortigen Verhältnissen wohl am stärksten von dem Widerstreit zwischen persönlicher Verantwortung und aufgezwungenem Handeln, zwischen Wollen und Können betroffen sind.
Aufnahme-/Produktionsdatum: 24.02.1964
Sprecher und Rollen: Marie-Luise Hengherr (Rita); Reinhold Bernt, (Vater); Charlotte Joeres (Mutter); Sybille Gilles (Frau Schulz); Gudrun Genest (Frau Sänger); Herbert Weissbach (Herr Schmitz); Christiane Dass (Ein Mädchen); Claus Eberth (Ibrahim)
PR-Text: Heuchelei und Prüderei sind, wie es scheint, im Aussterben begriffen. Moralin, die berühmte Droge der bürgerlichen Gesellschaft von ehedem, wird nur noch in winzigen Dosen verabreicht. Oder täuscht dieser Eindruck? Zeigen sich jene Eigenschaften, die den Vorzug hatten, daß sie auch dem Unzulänglichen Selbstbewußtsein, ja Überlegenheitsgefühl gaben, heute nur in einem anderen Gewand - im modernen Kleid gewissermaßen; haben sie sich angepaßt, sind unauffälliger geworden und damit mindestens ebenso gefährlich?Wolfgang Graetz, der in den letzten Jahren mit einigen interessanten Hörspielen hervorgetreten ist, zeigt in seiner neuen Arbeit, wie es einem Mädchen ergeht, das mit einem unehelichen Kind ins Elternhaus zurückkehrt. Der Vater des Kindes ist ein türkischer Student, die beiden wollen heiraten, wenn er sein Studium beendet hat.Die Nachbarn sind alle sehr interessiert, sie nehmen Anteil, und sie haben alle - natürlich - Verständnis. "Heute denkt man da viel freier", darüber ist man sich einig. Solche Aufgeschlossenheit, die jeder nicht müde wird zu betonen, müßte dem Mädchen die Rückkehr leicht machen. Trotzdem fühlt sie sich von der ersten Stunde an unbehaglich - und dafür haben weder die Nachbarn noch die Eltern des Mädchens das geringste Verständnis.
Aufnahme-/Produktionsdatum: 00.05.1964
Aufnahmeort: RIAS Berlin
Erstsendedatum: 29.05.1964
Sprecher und Rollen: Thomas Alder, (Alfred); Margrit Ensinger (Marga); Paula Braend (Mutter); Hilde Volk (Hanne); Robert Dietl (Fred); Brigitte Kortmann (Karin); Walter Pfeil (Klaus); Ernst Sattler (Wirt)
PR-Text: Der Münchener Autor Karl Günther Hufnagel, als Erzähler und Hörspielautor bekannt geworden, hat dieses Hörspiel für den RIAS geschrieben. Wie meist versucht er, ein Stück Alltag einzufangen, und macht darin zugleich ein Stück menschlicher Existenz sichtbar. Alfred, ein 24jähriger Arbeiter, jung verheiratet, lebt mit Frau und Kind bei seinen Eltern. Die geistige und physische Enge, die ihnen allen auferlegt ist, wird überall spürbar. Sie kranken daran, und gewiss leiden sie auch darunter, vielleicht ohne sich dessen bewußt zu sein. Die Andern, die Erfolgreichen, sind draußen; ihr Leben scheint unerreichbar. Aber - sind sie freier, weniger eingeengt von Normen und Pflichten, weniger in sich selbst gefangen - leben sie besser? Oder ist jener Samstag in einer kleinbürgerlichen Familie, wie ihn Karl Günther Hufnagel darstellt, nur das Spiegelbild eines Zustandes, mit dem viele Menschen, vielleicht die Mehrzahl, sich in ihrem Leben abzufinden haben?
Aufn.-/Prod.zeitraum: 14.09.1964-19.09.1964
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS I: 11.11.1964 19.31-21.00 ja / ja
Technik: Krüger (Toningenieur); Baganz (Tontechniker)
PR-Text: RIAS Berlin bringt diese Sendung am Jahrestag des Waffenstillstands im 1.Weltkrieg. Wie sie entstanden ist, schildert der Autor: "Eine Fahrt nach Schlesien vor wenigen Jahren gab mir Gelegenheit zu einem sentimentalen Besuch in meiner Heimatstadt Pless O/S. Nichts schien sich dort verändert zu haben im Laufe eines halben Jahrhunderts, nicht die Straßen mit ihren Bürgerhäusern und nicht das Fürstenschloß mit dem herrlichen Park. Gewechselt aber hat die Bevölkerung. Pless heißt heute Pszczyna. Die elegante kleine Fürstenstadt ist dörflich geworden, sie ist sehr anders als ehemals. Und doch fand ich noch Bekannte vor, so die Machlitzken, einst Kochfrau, jetzt Altersheim-Weiblein. Auch einen Schulfreund sah ich wieder und kam mit ihm in lange, zum Teil gefühlvolle, zum Teil auch oberschlesisch-rauhe Gespräche. Aber bitte, identifizieren Sie diesen Freund nicht mit dem erfundenen Kastellan Hannes Jagusch, wie auch die Hauptperson dieses Hörbildes nicht als Selbstporträt des Autors aufzufassen ist. Erlebt jedoch und zum großen Teil dokumentarisch belegbar ist alles, was Sie hören werden. Wie Visionen überfielen mich beim Spazierengehen in den Straßen und im Schloßpark von Pless die turbulenten Szenen auf dem Bahnhof im nahen Österreich nach der Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand. Den Tatsachen entspricht die erste Kriegsberührung von Pless durch den bosnischen Train beim Rückzug und vor allem die große Epoche des Städtchens als Sitz des Kaiserlichen Hauptquartiers. Das Kriegsende, wie es sich in den Köpfen von Offizieren einer Abteilung des Großen Generalstabs spiegelte und schließlich das Partisanenwesen während des Abstimmungs-Nachkriegs sind nach persönlichen Beobachtungen mitgeteilt. Erlebnisse aus den letzten Vorkriegsjahren, Szenen in Kneipen, auf den Feldern und im Bürgertum mischten sich in meine mehr oder weniger geschichtlichen Erinnerungsbilder, in Geschehnisse, die sich bis auf den Raum einer kleinen Stadt, dicht an der ehemaligen "Dreikaiser-Ecke".
Erstsendung: RIAS: 09.12.1964 19.31-21.00
PR-Text: Sofia, einst römische Kolonie, von den Hunnen zerstört, von den Osmanen erobert, von den Türken besetzt, ist seit 1878 die Hauptstadt Bulgariens, dem Rosen- und Tabakland, südöstlichster Balkanstaat, unmittelbarer Nachbar ebenso der UdSSr wie der Türkei, Grenzland zwischen Europa und dem vorderen Orient.Wer Sofia aus der Zeit vor dem Kriege kennt und es heute wieder besucht, findet ein verändertes Bulgarien vor, verändert auch gegenüber der ersten Nachkriegszeit, der Stalinära. Eine neue, eine auch hier "skeptische Generation" ist dabei nachzurücken. Wer mit ihr ins Gespräch kommt, dem wird mitunter ein Blick hinter die Fassade des offiziellen Bulgarien ermöglicht. Aus solchen Gesprächen, die der Reisende dieser Sendung mit den verschiedenen Menschen führt - einem einst einflußreichen Unternehmer, einem neuen Direktor, alten und neuen Kommunisten, Künstlern und Journalisten, dem formt sich ein Bild von der Situation in diesem Land, den Veränderungen und den untergründigen Strömungen. Der Autor Marran Gosow, selbst Bulgare und Schriftsteller der jungen Generation, der erst im Juli 1969 nach Deutschland emigrierte und seitdem schon verschiedene Hörspiele für den RIAS schrieb, hat diesen Bericht einer Reise aus der genauen Kenntnis seines Landes mit großer Treue zur Realität geschrieben.
Aufnahme-/Produktionszeit: 16.12.1964 - 20.12.1964
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS I: 23.12.1964 19.31-20.35
In einem abgelegenen, halb verfallenen Haus begegnen sich an einem Winterabend zufällig einige Menschen.Jeder von ihnen ist mit Sorgen und Problemen beladen, keiner ist glücklich, und sie alle tragen in sich verborgen den Wunsch nach einem anderen, besseren Leben. Ein Mann kommt hinzu, der ihnen zu helfen glaubt, indem er von einem Land berichtet, das keine Probleme kennt und wo es nur glückliche, zufriedene Menschen gebe. Ein Phantasiegebilde, gewiss - aber seine Erzählung schlägt alle ihn ihren Bann, so daß sie meinen, noch heute dorthin fliehen zu können.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 26.02.1965 - 01.03.1965
Erstsendedatum RIAS I: 27.10.1965
Sprecher und Rollen: Maria Körber (Denise); Hans Clarin (Pierre); Frank Glaubrecht (Radiosprecher)
Aufnahme-/Produktionsdatum: 09.03.1966
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS I: 10.04.1966
Übersetzer: Milo Dor
Technik: Dönitz (Toningenieur) Pahlke (Tontechniker)
Aufnahme/-Produktionszeitrum: 05.05. - 09-05.1966
Ersendedatum HR: 24.11.1966
Sprecher und Rollen: Ulli Philipp (Das Mädchen); Hellmut Lange (Der Mann); Gisela Franke (Lotte); Maria Donnerstag (Ältere Frau); Maria Madlen Madsen (Obstfrau); Peter Fitz (Gast); Frauke Jansen (Kellnerin); Brigitte Beyer (Junges Mädchen); Joachim Schweighöfer (Bursche/Stimme); Christian Schmieder (Portier)
PR-Text: Zwei junge Menschen, ein verheirateter Mann und ein junges Mädchen, kommen ins Gespräch miteinander; sie bummeln einen Abend lang durch die Stadt; ist es Liebe, was sie zusammenführt? Als sie die Antwort darauf zu geben versuchen, werden sie sich der Verpflichtungen bewußt, die sie anderen Menschen gegenüber haben und der Illusionen, die sie für einen Abend zueinander getrieben haben.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 13.04.1966
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS I: 16.04.1966
Sprecher: Friedrich Luft
Technik: Horst Dähne (Toningenier); Ingrid Mentzel (Tontechnikerin)
Aufnahme/Produktionszeit: 29.01.1968 - 01.02.1968
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS II: 12.02.1968 20.00 - 21.02
Übersetzer aus dem Italienischen: Harald Schreiber
Sprecher und Rollen: Dieter Panspach (Erzähler); Lutz Mackensy (Gianni); Christiane Schröder (Bianca); Gudrun Genest (Nerina); Wolfgang Condrus (Piero); Uwe Paulsen (Giuseppone); Maria Rainer (Giulia); Claudia Krack (Franca); Trudl Baumbach,; Inga Bünsch; Eugenie Dengler; Monika Ogorek; Wolfgang Conradi; Fritz Daniger; Paul Paulschmidt; Wolfgang Schaerf
Komponist: Friedrich Scholz
PR-Text: Allem, was geschieht, ist eine Reihe unbedeutender und scheinbar belangloser Vorfälle vorausgegangen. Kein Geschehnis steht für sich allein. Z.B.: Eine Frau verliert den Schlüssel und kann ihre Wohnung nicht betreten. Bis zur Rückkehr ihres Mannes macht sie mit ihrem Hund einen Spaziergang am Strand. Der Hund erschreckt ein Kind, das eine Limonadenflasche fallen läßt. Ein junger Mann sieht die Flasche, und das bringt ihn auf den Gedanken, einem häßlichen Mädchen, das er zufällig am Strand beobachtet hat, einen Streich zu spielen. Mit Hilfe seiner Gefährten läßt er ihr eine "Flaschenpost" mit einem Liebesbrief zukommen, und zum allgemeinen Gaudium geht sie darauf ein. Sie antwortet, Briefe gehen hin und her, und aus dem bösen Scherz droht, was das Mädchen angeht, bitterer Ernst zu werden.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 06.05.1968 - 09.05.1968
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS: 27.05.1968
Übersetzerin: Charlotte Niemann
Sprecher: Lu Säuberlich, Lili Schoenborn-Anspach, Hellmuth Lange, Reinhild Solf, Eugenie Dengler
Technik: Gerhard Dönitz (Toningenieur); Strache; Puckert(Tontechniker)
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 18.06.1968 - 22.06.1968
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS: 16.09.1968
Technik: Dähne; Starck (Toningenieure)
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 26.10.1968
Erstsendedatum RIAS: 30.10.1968
Sprecher: Friedrich Luft, Juergen Thormann, Helene Thimig, Heinz Herald, Willy Trenk-Trebitsch, Walter Franck
Technik: Saladin (Toningenieur); Justh (Tontechniker)
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 25.04.1969 - 29.04.1969
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS II: 02.06.1969
Sprecher und Rollen: Walter Sedlmayr (Georg Anlechner, Maler); Dagmar von Thomas (Vera Rahl, Joutrnalistin); Noel Edwin (Kai Grote, Kunststudent); Lutz Mackensy (Gerd, sein Freund); Ernst Sattler (Prof. Mautner); Karl Hellmer (Polizeibeamter); Reinhold Bernt, (Eddie Kneipenwirt); Peter Schiff (Kalle, Stammgast); Reinhard Kolldehoff (Fernfahrer); Guiseppe Aprea (Italienischer Kellner); Wolfgang Amerbacher (Zeuge); Lisl Tirsch (Bäuerin); Christa Lorenz (Marina); Hans Kwiet (Beamter); Wolfgang Conradi (Stimme)
Bei Marina, einem jungen Mädchen, das plötzlich verschwunden ist, geht es um ein kaum greifbares Versagen der Umwelt, in der sie aufgewachsen ist und gelebt hat. Äußerlich zumindest ist alles in Ordnung. Weder das Milieu noch besonders schwere persönliche Erfahrungen können den Verzweiflungsschritt Marinas erklären. - Es zeigt sich, daß Ordnung und Sicherheit der Existenz allein nicht genügen, um einem jungen Menschen Schutz und innere Sicherheit zu geben.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 30.10.1969 - 31.10.1969
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS: 27.03.1971
Technik: Horst Dähne (Toningenieur); Schwenke (Tontechniker)
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 13.04.1970 - 18.04.1970
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS II: 10.05.1971
Übersetzer (aus dem Rumänischen): Oskar Pastior
Sprecher: Otto Sander
Komponist: Friedrich Scholz
Technik: Horst Dähne (Toningenieur); Hofmann; Bernd Günter (Tontechniker)
Der Autor verwendet die biblische Geschichte von Jonas, der von einem Wal verschluckt wird, als Parabel für die Situation des Menschen in der gegenwärtigen Welt. Das Hörspiel, das nur aus den Selbstgesprächen des Jonas besteht, läßt drei Bedeutungsebenen erkennen: zunächst die simple Geschichte von dem einsamen Fischer Jonas, der erfolglos fischend am Ufer des Meeres sitzt, bis plötzlich der Wal ihn verschlingt Jonas richtet sich auch in diesem Gefängnis erträglich ein, bis der Fisch von einem größeren und der wieder von einem noch größeren Fisch verschlungen wird. Es scheint für ihn kein Entkommen mehr zu geben, bis er schließlich doch auf einen Strand geworfen wird. Aber er ist wieder allein - und ringsum, endlos: Fischbäuche. Und damit ist wohl Jonas' Anfangsfrage - negativ beantwortet: "Es fragt sich, ob man aus etwas herauskommt, sobald man einmal geboren ist."
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 20.08.1970-21.08.1970
Erstsendedatum RIAS: 23.07.1970
Technik: Ursuala Starck (Tontechnikerin)
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 02.03.1971 - 04.03.1971
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS II: 15.03.1971
Realisation: Friedemarie Miermann, Hans-Ulrich Minke, Werner Wieberneit, Gerd Puhlmann
Technik: Gerd Puhlmann (Toningenieur)
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 27.08.1971 - 01.09.1971
Erstsendedatum RIAS 2: 09.10.1972
Sprecher: Peter Schiff, Inge Wolffberg, Gert Martienzen, Claudia Marnitz, Rolf Bogus, Matthias Einert, Gert Haucke, Karl Haas, Eugenie Dengler, Otto Czarski, Rolf Marnitz
Technik: Kreutzmann (Tontechniker)
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 26.10.1971 - 27.10.1971
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS I: 04.11.1971
Sprecher: Karin Buchholz, Helga Krauss, Lieselotte Rauh, Christian Brückner, Walter Riss, Rolf Schult
Technik: Czekalski (Toningenieur); Ruth Hofmann (Tontechnikerin)
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 05.02.1973-06.02.1973
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS II: 26.02.1973
Sprecher: Joachim Nottke, Helmut Krauss, Friedhelm Ptok, Georg Braun, Hans Schwarz, Klaus Nägelen
Technik: J.F. Schulz (Toningenieur); Mentzel (Tontechniker)
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 10.02.1973-11.02.1973
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS II: 16.04.1973
Sprecher: Heinz Petruo, Michael Pfeiffer, Ortrud Beginnen, Uwe Paulsen, Wolfgang Condrus, Helga Krauss, Karl Hellmer, Josef Gartlhuber
Technik: Gerwin (Ton)
Aufnahme-/Produktionsdatum: 12.05.1973
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS: 14.06.1973
Sprecher: Dieter Kursawe, Joseph Gartlgruber
Technik: Starck (Tontechniker)
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 02.06.1973 - 3.06.197
Erstsendedatum RIAS: 16.08.1973
Sprecher und Rollen: Gert Haucke (Erich Strehl); Sigurd Lohde (Alfons Kunk); Rudi Schmitt (Sommerfeld); Jörg Jannings (Katz); Eric Vaessen (Max N. Frey); Hans-Werner Bussinger (Jack Nestor); Ortrud Beginnen (Gisela Strehl); Rolf Marnitz (Lars Woitcyck); Maria Axt (Schwester); Hans Schwarz (Winter); Inge Wolffberg (Frau Kunk)
Technik: Horst Dähne (Toningenieur); Baganz (Tontechniker)
Der Journalist Strehl glaubt, in seinem Chef einen ehemaligen Unter - offizier der Feldgendarmerie wiedererkannt zu haben, der in den letzten Kriegswochen seinen besten Freund umgebracht hat. Das Verbrechen sühnen - oder zulassen, daß es ungesühnt bleibt? Dieser Zweifel verwirrt Strehl mehr und mehr.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 18.05.1973 - 20.05.1973
Erstsendedatum RIAS: 27.11.1973
Sprecher: Ruth Hausmeister, Lu Säuberlich, Ortrud Beginnen, Helga Krauss, Max Grothusen
Technik: Krüger (Toningenieur); Kreuzmann (Tontechniker)
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 28.01.1974 - 03.02.1974
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS: 24.02.1975
Technik: Gert Bazin (Toningenieur); Röhrl (Tontechniker)
Aufnahme-/Produktionszeit: 01.10.1974 - 10.10.1974
Aufnahmeort: NDR Hamburg (Studio 9)
Erstsendetag im NDR: 06.11.1974
Regieassistenz: Carlo Schultheis
Sprecher und Rollen: Christoph Quest (Erzähler); Otto Sander (Dürer); Alexander Welbat (Pirkheimer); Günter König (Scheurl); Rolf Boysen (Osiander); Josef Dahmen (Luther); Günther Dockerill (Stimme)
Technik: Wolfgang Henrich (Ton); Jutta Gehring (Schnitt)
Der Autor greift die verschiedenen gesellschaftlichen Interessenlagen zur Zeit des großen Bauernkrieges (1524/25) auf. Gezeigt werden Luthers Zusammenarbeit mit den Herrschenden und die Beziehungen seiner Schriften zu den berechtigten Forderungen des bäuerlichen Proletariats. Vor diesem historischen Hintergrund entwickelt der Autor das Problem der Parteilichkeit des Künstlers, der in seinen Äußerungen die Revolution der Unterdrückten vorbereiten soll. Ein Erzähler berichtet im Stil einer Chronik über einen erdachten Fall, der sich in Nürnberg des Jahres 1525 angespielt haben soll. Drei Gesellen des Malers Albrecht Dürer sind festgenommen worden, da sie unter dem Verdacht stehen, mit den Lehren Thomas Münzers zu sympathisieren. In Gesprächen mit Freunden und Ratsmitgliedern versucht Dürer, die Stimmung im Rat zu erforschen. Da er selber in denVerdacht des Ketzertums geraten würde, wenn er sich für seine Gesellen einsetzte, bleibt ihm nichts anderes übrig, als der Verhandlung beizuwohnen und mitzuerleben, wie seine drei Gesellen aus der Stadt verbanntwerden. Schließlich aber, so folgert der Erzähler aus dem überlieferten Brief Dürers, fällt doch der Schatten des Verdachts auf den Künstler. Umden Folgen zuvorzukommen, beeilt sich Dürer, seine Apostelbilder zu beenden und vermacht sie dem Rat der Stadt zum Geschenk. Durch geschickt ausgewählte Bildunterschriften, Zitate der Apostel, gelingt es Dürer dennoch, seine kritische Haltung gegenüber dem Rat der Stadt Nürnberg zu demonstrieren.Ein Spiel mit Buchstaben, Silben, Wörter in mehreren Sätzen
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS: 04.01.1975
Sprecher: Kurt Schwitters; Stefan Wigger; Friedrich Bauschulte; Friedrich Luft
Erstsendedatum RIAS: 23.06.1975
Sprecher: Klaus-Dieter Hoffmann, Ernst Wilhelm Borchert, Peter Fitz, Ulrich Pleitgen, Jürgen Thormann, Christa Rossenbach, Klaus Miedel, Rolf Schult, Klaus Nägelen, Christian Brückner, Hermann Ebeling, Dieter Ranspach, Dieter Borsche
mit Texten von: Homer; Konfuzius; Pound, Ezra; Enzensberger, Christian; Bienek, Horst; Hesse, Eva; Hagelstange, Rudolf; Franklin, Mark; Schmied, Wieland; Reck, Michael; Mann, Thomas und zeitgenössischen Presseberichten.
Aufnahme-/Produktionsdatum: 03.09.1976
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS: 14.09.1976; 23.09.1976; 28.09.1976
Technik: Saldin (Toningenieur); Ingeborg Gerwin (Tontechniker)
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 06.09.1976 - 17.09.1976
Aufnahmeort: NDR Hamburg (Studio 4)
Erstsendedatum NDR: 14.11.1976
Sprecher und Rollen: Friedhelm Ptok (Sprecher A); Gert Haucke (Sprecher B); Peter Fitz (Sprecher C); Wilhelm Wieben (Zwischentexte)
Regieassistenz: Marianne Meek-Therstappen
Technik: Wolfgang Henrich (Ton); Jutta Körner (Schnitt)
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 15.11.1976 - 19.11.1976
Aufnahmeort: RIAS Berlin
Erstsendedatum NDR: 09.02.1977; RIAS: 14.03.1977
Sprecher Und Rollen: Lieselotte Rau (Vera); Rolf Schult (Michael); Otto Sander (Ferdinand)
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 14.03.1977 - 16.03.1977
Aufnahmeort: RIAS Berlin
Erstsendedatum NDR: 30.03.1977
Sprecher und Rollen: Helmut Krauss (als Nietzsche); Dieter Ranspach (als Apostel Johannes)
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 24.09.1977 - 25.09.1977
Aufnahmeort: RIAS Berlin
Erstsendedatum RIAS: 31.10.1977
Sprecher und Rollen: Franz-Georg Stegers (Robert); Heinz Hönig (Harry); Pola Kinski (Sophie) Stefan Wigger (Vernehmer) Dieter Borsche (Werner); Gudrun Genest (Frau); Otto Sander (Fastnacht); Helga Krauss (Fräulein Schneider); Thomas Holtzmann (Marxengels); Christian Brückner (Sprecher Marsyas); Christian Brückner (Sprecher Apoll); Peter Fitz (Sprecher, Fastnachtfilm)
Technik: Czekalski (Toningenieur); Gerwin (Tontechniker)
PR-Text: Thomas Brasch, 1945 in Westow (England) geboren, wuchs in der DDR auf und übersiedelte 1976 nach West-Berlin, wo seine radikale Prosa "Vor den Vätern sterben die Söhne" erschienen war. Nach Motiven dieses Buches erscheint dieses Hörspiel. - Robert und Harry verlieben sich in dasselbe Mädchen, Sophie. Doch die Realität holt alle ein. Robert versucht, über die Mauer zu gehen, wird erschossen. Harry, nach einer Vernehmung durch den Staatssicherheitsdienst, geht in seinen Betrieb zurück. Sophie fängt im Krankenhaus an zu arbeiten. In diese Dreiecksgeschichte eingeschoben wird die Geschichte von Marsyas und Apoll, eine Parabel. Sie könnte den Titel haben: Wer sich nicht ändert, wird geändert.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 30.01.1978 - 08.02.1978
Aufnahmeort: NDR Hamburg (Studio 4)
Erstsendedatum NDR: 31.05.1978
Sprecher und Rollen: George Tabori (Erzähler); Leopold Hainisch (Weissmann); Heinz Hoenig (Rotgesicht)
KomponistIn: Birger Heymann (Hörspielmusik)
Instrumentalist: Michael Achilles (Flöte)
Technik: Wolfgang Henrich (Ton) Birgit Kayser, (Schnitt); Ute Lutz (Schnitt)
Regieassistenz: Marianne Meek-Therstappen
Auszeichnung: Prix Italia 1978
Aufn.-/Prod.zeitraum: 10.07.1978 - 13.07.1978
Erstsendedatum NDR: 20.09.1978
Übersetzerin (aus dem Tschechischen): Gabriel Laub
Sprecher und Rollen: Johannes Schauer (Onkel David); Wolfgang Unterzaucher (Sein Neffe); Andrea Grosske (Hauswirtin)
Komponist: Birger Heymann (Hörspielmusik)
Instrumentalist: Birger Heymann (Klavier, Gitarre); Michael Achilles (Flöte)
Regieassistenz: Marianne Meek-Therstappen
PR-Text: Am liebsten würde Onkel David, 60 Jahre alt, Witwer, sofort wieder abreisen. Aber sein Neffe Jossele, angehender Schauspieler, der ihn mit dem Schnellzug von Luptscha nach Prag hat kommen lassen, hat schon alles arrangiert. Onkel David wird in seinem Zimmer mit übernachten, ohne daß die Vermieterin davon erfährt, Am frühen Morgen wird er in der fremden Wohnung eine Toilette suchen, eine der vielen weißen Türen öffnen und vor der sich duschenden Vermieterin stehen, die nicht die freundlichste ist. Dann wird er sich seinen Bart mit einer stumpfen Schere stutzen und seinen grauen Paradeanzug anziehen, mit seinem Neffen zu jenem koscheren Restaurant gehen und die Witwe Rosa Fürst treffen. Aber bevor es soweit kommen kann, wird Onkel David, in Josseles Zimmer nervös eine Zigarette rauchend, noch einmal überlegen, ob er seine Krawatte in eine hellere umtauschen soll und mit seinem Neffen die erste Begegnung in dem Restaurant durchspielen.
Aufn.-/Prod.zeitraum: 18.05.1979 - 27.05.1979
Aufnahmeort: RIAS Berlin
Erstsendedatum RIAS: 10.09.1979
Übersetzer (aus dem Amerikanischen): Ursula Grützmacher
Sprecher und Rollen: George Tabori (George, der Sohn); Brigitte Kahn (Elsa, die Mutter);
(Gruppe des ehemaligen Bremer Theaterlabors von George Tabori): Günter Einbrodt; Klaus Fischer; Rainer Frieb; Nico Grünecke; Jörg Höpfner; Ursula Höpfner; Detlef Jacobsen; Murray Levy; Veronika Nowag; Brigitte Röttgers
Komponist: Stanley Eugene Walden (Hörspielmusik)
Technik: Puhlmann (Toningenieur); Gerwin (Tontechniker)
Pressetext: Die Leidensgeschichte des jüdischen Volkes ist bei dem Juden auftaucht, aber es hat in "Mutters Courage" sicherlich seinen persönlichsten Ausdruck gefunden. Tabori erzählt die Geschichte der Deportation seiner Mutter von Budapest nach Auschwitz und die Geschichte ihrer Rettung - einer Rettung durch das, was er ihre "Courage" nennt. Es ist vielleicht auch Taboris zärtlichste Geschichte, in der die Liebe des Sohnes sich die Freiheit nimmt, nichts über die Mutter zu verschweigen, Tabus zu mißachten - gewissermaßen im stillen Einverständnis mit ihr. Dies ist also auch zugleich eine Arbeit über das Geschichtenerzählen, und über Geschichte, deren Grausamkeit - wie immer bei Tabori - durch Komik und Humor begreifbar und zugänglich gemacht wird.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 18.07.1979 -
Erstsendedatum: 18.07.1979
Technik: Czekalski (Toningenieur); Wiedmann (Tontechniker)
Aufn.-/Prod.zeitraum: 08.10.1979 - 11.10.1979
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS I: 18.11.1979; 21.11.1979; 25.11.1979
Technik: Hohensee (Tontechniker)
Dokumentarbericht aus der Berliner Drogenszene, zusammengestellt aus den Originalbändern der Gespräche mit Christiane F.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 07.01.1980 - 11.01.1980
Technik: Czekalski (Toningenieur); Hohensee (Tontechniker)
Aufn.-/Prod.zeitraum: 03.03.1980 - 08.03.1980
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS: 01.09.1980
Sprecher und Rollen: Ulrich Wildgruber; Henning Schlüter; Friedrich W. Bauschulte; Stefan Wigger; Horst Bollmann
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 31.03.1980 - 15.04.1980
Aufnahmeort: NDR Hamburg (Studio 4)
Erstsendedatum: 28.05.1980
Sprecher und Rollen: Benno Hoffmann (Karl Pelke); Horst Bollmann (Fritz Koeppen); Sigrid Hackenberg (Betty Markus); Eva Maria Bauer (Roswitha Erb); Weitere: Antje Meestern; Eva Zlonitzky; Marianne Kehlau; Marianne Bernhardt; Horst Keitel; Hanna Seyferth; Andrea Grosske; Charlotte Schellenberg; Sylvia Wempner; Rainer Schmitt; Christiane Carstens; Katharina Meck; Jens Völkner; Adrian Koetteritz; Günther Briner
Regieassistenz: Matthias Esche
Zwei alte Männer waren im gleichen Zementwerk beschäftigt. Karl Pelke als Betriebsmeister und sein Vetter Fritz Koeppen als Arbeiter, jetzt sind sie Rentner. Das Begräbnis eines Verwandten gibt den Anlaß zu einer gemeinsamen Reise nach Hamburg. Sie lernen die Stadt kennen. Da ist der erfolgreiche Sohn, der angeblich auf seinen Vater wartet. Da ist aber auch die Suche nach sexuellen Abenteuern, hinter der das Verlangen, geliebt zu werden, steckt. Die Angebote des Nachtlebens enttäuschen, auch die Begegnung mit dem Sohn kommt nicht zustande. Dennoch finden sich am Ende zwei Freunde. Der Tag war heiter und sonnig. Nichts war als eine Reise, an deren Ende sie sich selbst begegnen. Sie atmen Morgenluft.
Aufnahme-/Produktionsdatum: 30.08.1980
Aufnahmeort: WDR-Studio
Erstsendedatum: 02.11.1980
Sprecher und Rollen: Brigitte Röttgers, (Sie); Wolfgang Unterzaucher (Er); Brigitte Kahn (Die Freundin); Nico Grüneke (Der erste Käufer); Detlev Jacobsen (Der zweite Käufer); Günter Einbrodt (Ein Versicherungsvertreter) Eva Bubat; Maria Krasan; Eva Lissa; Herbert Weißbach
PR-Text: Von Anfang hat sie, die Chorsängerin, gewußt, daß die Liebesbeziehung zu dem vereirateten Musiker eine vorübergehende Geschichte sein würde. Was bleibt, ist das Klavier, das seinetwegen in ihrer Wohnung steht und jetzt "weg muß", ein Unterfangen, dessen Lösung ans Unmögliche grenzt, weil die Frau das Klavier mit derselben Rigorosität, mit der sie es verkaufen möchte, auch behalten will. - "Klavierspiele", das erste Theaterstück der 1948 in Sindelfingen geborenen Autorin, wird vor seiner szenischen Uraufführung an den Münchener Kammerspielen in einer Hörspielfasssung ausgestrahlt.
Aufnahmeort: RIAS Berlin
Erstsendedatum BR: 19.11.1976
Sprecher und Rollen: Klaus Japsen (Krawolla); Wolfgang Condrus (Emse); Peter Seum (Brenner); Otto Czarski (Beamter); Helga Krauss (Elke); Gaby Go (Freundin); Lieselotte Rau (Karin); Ludwig Schütze (Harry); Evamaria Miner (Helma); Hallgerd Bruckhaus (Kundin); Christian Brückner (Zaharoff); Andreas Mannkopff (Bodo); Rosemarie Müller (Bianca); Friedrich Schoenfeld (Anwalt)
Aufnahme-/Produktionsdatum: 00.01.1981
Technik: Anders (Toningenieur); Schmidt (Tontechniker)
Erstsendedatum: 16.04.1981
Sprecher und Rollen: Hans Brenner (Der Soldat); Martha Wallner (Die Schwester); Susi Nicoletti (Die Witwe); Willy Trenk-Trebitsch (Der Vater); Birgit Doll (Anna)
Weiter: Marianne Brandt; Klaus Fischer; Rainer Frieb; Regine Hachethal; Michael Hoffmann; Petra Zieser
Komponist: Birger Heymann (Hörspielmusik)
Orchester: Mitglieder des Sinfonieorchesters Graunke
Technik: Wolfgang Karreth (Ton); Angela Glink
Regieassistenz: Waltraud Heise; Gabriele Sachtleben
Pressetext: 'Ein Kind unserer Zeit' ist der letzte Roman des großen Dramatikers Ödön von Horváth, der sich, ein Jahr vor seinem Tod, der Prosa zugewandt hatte. Dieser oft als skizzenhaft bezeichnete Roman erweist sich als genauer, ja fast streng durchkomponierter Monolog. Ein kleinbürgerlicher Schwadroneur nationalistischer und reaktionärer Parolen begegnet, nachdem er infolge einer Kriegsverletzung die Armee verlassen muß und arbeitslos bleibt, in der Gestalt eines Buchhalters seinem eigenen inhumanen Denken, und er erschlägt ihn: 'Bedenk es: er wußt sich nicht anders zu helfen, er war eben ein Kind seiner Zeit.' Horváths Roman leistete weniger eine historisch genaue Deskription der politisch-gesellschaftlichen Zustände vor dem Zweiten Weltkrieg als eine Analyse der zähen Kleinbürgermentalität, deren konsequenten Weg in den Krieg, zu dem auch die Greuel an der Zivilbevölkerung gehörten, die der Autor vorwegnahm.
Aufnahmeort: Berlin (RIAS)
Erstsendedatum RIAS I: 08.11.1981 14.00-14.30
Sprecher: Wolfgang Unterzaucher, Monika Hansen, Vladimir Weigel, Oliver Elias, Patrick Elias, Gideon Botsch, Renate Gockmann, Max Grothusen, Detmar Jarosch, Walter Pfeil, Edith Robbers, Robert Rosenzweig, Li Stolze, Herbert Weissbach
Technik: Klaus Krüger (Ton); Hannelore Schmidt (Schnitt)
"Bei uns zu Hause wisperte es in allen Ecken und Winkeln von Geschichten und Märchen und Sagen", sagte der jüdische Schriftsteller Isaac Bashevis Singer, Literatur-Nobelpreisträger des Jahres 1978, einmal über seine Kindheit. Aus der Perspektive des vier- bis vierzehnjährigen Isaac beschreibt er Leben und Leute in der Krochmalna, einer Straße mitten im jüdischen Viertel von Warschau, zeichnet er eine Welt, die von den Nationalsozialisten unwiederbringlich zerstört wurde. Zehn Jahre - von 1908 bis 1918 - hatte Singer mit seiner Familie hier gelebt. 1935 emigrierte er in die USA, wo er auch 1991 starb. In seinen Kindheitserinnerungen gibt Singer ein authentisches Bild vom Alltagsleben des osteuropäischen Judentums - zusammengefügt aus komischen und tragischen Geschichten voll Verrücktheit, Ursprünglichkeit und Weisheit. (Programmheft)
Erstsendedatum RIAS I: 08.11.1981 14.00-14.30
Aufnahmeort: Rias Berlin
Erstsendedatum SDR: 04.03.1982
Übersetzerin (aus dem Engl): Ursula Grützmacher
Sprecher und Rollen: Günter Einbrodt (Der schreckliche Richter); George Tabori, (Dryfoos, ein Voyeur); Brigitte Kahn (Marie, seine Haushälterin); Rainer Frieb (Officer Kloskey); Ursula Höpfner (Rosinda, später eine Hure); Nico Grünecke (Hühnerbrust, ihr Bruder); Murray Levy (Mr. Cruz, ihr Vater); Detlef Jacobsen (Zickzack, ihr Zuhälter); Brigitte Röttgers (Mutter Cruz); Klaus Fischer (Leori, ein Klempner)
Komponist: Birger Heymann
PR-Text.: In einem imaginären Prozeß wird die Geschichte des Mr. Dryfoos in Brooklyn aufgerollt. Dryfoos, Jude und ehemaliger KZ-Insasse, will dem Leiden seiner Umwelt nicht tatenlos zu sehen. In der Nachbarschaft hat er Rosinda, ein puertorikanisches Mädchen, beobachtet, das in ärmlichen Verhältnissen lebt. Die Familie hungert und Rosinda beginnt, obwohl minderjährig, als Prostituierte Geld zu verdienen. Dryfoos holt sie von der Straße und nimmt sie in sein Haus auf. Aber die humanitäre Idylle dauert nicht lange. Rosindas Verwandte und Freunde haben ihre Wohnung verloren und wollen sich bei Dryfoos einquartieren. Dryfoos fühlt sich überfordert, es kommt zu einem Handgemenge, jemand ruft die Polizei, Schüsse fallen, ein puertorikanischer Junge stirbt. Wer nun trägt die Schuld an den Vorfällen? Der verzweifelte Egoismus der Armen oder die verzweifelte Caritas des ehemals verfolgten Juden Dryfoos? Das Gericht kommt zu keinem Urteil.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 08.1982
Erstsendedatum RIAS: 27.12.1982
Sprecher und Rollen: Martin Sperr (Ein Mann); Ursula Höpfner (Eine Frau)
PR-Text: In diesem Zweipersonenstück geht es um Krankheit und Todesangst, aber auch um ihre Überwindung durch spielerische Beschäftigung mit der Phantasie.
Erstsendedatum SDR: 02.12.1982
Sprecher und Rollen: Elke Petri (Mutter 1); Hermann Lause (Vater 1); Anna Momber (ihr Kind); Christine Oesterlein (Mutter 2); Heinz Meier (Vater 2)
PR-Text: "Zu einer richtigen Frau gehört nun mal das Kinderkriegen... Ich kann da mitreden. Drei hab ich gekriegt ... Allerdings weißt du nach einer Geburt, wo du gewesen bist. Das ist Schwerstarbeit. Aber alle Frauen müssen da durch ..." - so erzählte es die Mutte die inzwischen Großmutter ist, einst ihrer Tochter und erzwang so - halb bewußt, halb unbewußt - eine aus irrationalen Schuldgefühlen gespeiste Dankbarkeitshaltung, die den Ablösungs- bzw. Selbstfindungsprozeß der Tochter erheblich belastete. Genau diese Belastung will die Tochter - selbst Mutter nun - ihrem Kinde ersparen. Doch zeigt es sich, daß man der Gefahr, die Fehler der Mutter zu wiederholen, nicht unbedingt dadurch entgehen kann, daß man sich bis zur Verzweiflung anstrengt, diese Fehler zu vermeiden.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 08.12.1982 - 10.12.1982
Erstsendedatum RIAS II: 23.05.1983 20.20-21.18
Sprecher: Harald Nehring
PR-Text: Der Berliner Maler Harald Nehring hat in einem mehrere Jahre dauernden Arbeitsprozeß für das RIAS-Hörspiel einen akustischen Film realisiert. Er mal im Alleingang mit der ganzen Palette des Mediums Radio die Bilder seiner Kindheit. Gezeigt wird ein autobiografisches Märchen, das gleichermaßen elegische wie burlesk-satirische Züge trägt: eine Märchenaufführung im NS-Märchenland, das furchtbare Wunden hinterläßt./ Der 3-teilige Zyklus umfaßt die Zeit von 1933 - 1978 und endet mit der eindeutig adressierten Forderung, die Heilung dieser Wunden möglich zu machen.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 14.02.1983
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS II: 20.06.1983
Sprecher und Rollen: Barbara vom Baur (Eva); Franziska Fischer (Erzählerin);
Technik: Fett (Toningenieur); Krause (Tontechniker)
PR-Text: "Die Verweigerung einer Magersüchtigen" schildert die Auswirkungen der anorexia nervosa, der Magersucht, im Leben eines jungen Mädchens vor dem persönlich gezeichneten Hintergrund des zwischenmenschlich-familären Spannungsfeldes.
Erstsendedatum BR: 22.04.1983
Sprecher und Rollen: Lutz Reichert (Hannes); Brigitta Kahn (Rita); Thomas Holtzmann (Felix); Jacobsen, Thomas (Felix); Jean Paul Raths (Padeluun); Michael Hoffmann (Schaffner); Ute Mora, (1. Frau); Karin Kernke (2. Frau)
Technik: Heinz Sommerfeld; Angie Glink
Aufnahmeleitung: Gabriele Sachtleben
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 00.04.1983
Erstsendedatum RIAS: 14.11.1983
Sprecher und Rollen: Maren Kroymann (Frau/Mutter/Gesang); Walter Lott (Mann); Jan Momber (Kind); Jean-Paul Raths (Junger Mann); Christa Lorenz, (Ansagerin);
Weiterhin: Andre P. Daigle, Thomas Schlegel, Bernard Reilly, Ross Torquato
PR-Text: "Die ersten Männer": Das bombenzerstörte Berlin, kurz nach der Kapitulation, geschildert aus der ganz persönlichen Sicht eines Kindes, ist das Thema des Hörspiels von Michael Maassen.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 06.06.1983 - 11.06.1983
Erstsendedatum HR: 26.09.1983
Sprecher und Rollen: Heinz Rabe (Anton Kryger); Dieter Eppler (Karl-Heinz Krüger); Barbara Morawiecz (Maria Hearn); Jan Biciski (Bernhard Kryger); Adelheid Joschko (Die Mutter); Roma Ligotska (Susa Kryger); Maria Wachowiak (Stefcia Kryger); Walter Glennie (Ernest Hearn)
PR-Text: "Vor einigen Jahren fuhr ich, noch von Leipzig aus, einige Male nach Polen, um für einen Text-Bild-Band zu recherchieren. Es war die Zeit vor Walesa. Mit einer Delegation von Ingenieuren besuchte ich Oberschlesien. Ein Mann führte uns, der mühsam deutsch sprach, sich aber mit jedem Tag besser hineinfand - er war bis zu seinem zehnten Lebensjahr Deutscher gewesen und hatte bis dahin kein Wort polnisch gekannt. In seine Familie lud er uns ein, die Mutter wurde achtzig, ein Bruder reiste aus Stuttgart an - ich erlebte eine Geschichte, an der es kaum noch zu konstruieren gab. Von ihr, in der so viel geballte Geschichte steckt, war es zum Hörspiel nur ein kurzer Weg." (Erich Loest) Ein kurzer Weg, weil sich in einem Hör-Spiel Geschichte und geschichtliche Veränderung ganz wörtlich "zum Sprechen" bringen Iäßt: Eine Familie, nach 1945 geteilt, zerstreut und umverteilt, trifft sich wieder. In Schlesien? ln Slask? Die Verständigung ist schwierig, weil die gemeinsame Sprache dahin ist. Während man daran geht, sie neu zu schaffen aus deutschen, polnischen, englischen Wörtern und Sätzen, kommt man sich näher - und doch bleibt man sich fremd. Erich Loest lebt, nach Jahren in Leipzig, zurZeit (auf Zeit?) in Osnabrück. -- Sein Roman "Es geht seinen Gang oder Mühen in unseren Ebenen", seine Erzählungen und Hörspiele machten ihn auch bei uns bekannt.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 22.08.1983 - 03.09.1983
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS II: 17.10.1983 20.20-21.59
Übersetzung aus dem Englischen: Ursula Grützmacher
Sprecher und Rollen: Stanley Walden (Arnold, ein Musiker); Brigitte Kahn (Lotte, seine Frau) Ursula Höpfner (Mitzi, ihre Nichte, Spastikerin); Günter Einbrodt (Otto, ein Friseur); Detlef Jacobsen (Helmut); Jörg Jannings (der Geist von Arnolds Vater); George Tabori (Wumpf, ein Totengräber)
Technik: Martin (Toningenieur); Folten (Tontechniker)
PR-Text: 50 Jahre nach der Machtübernahme Adolf Hitlers setzt sich George Tabori mit Erscheinungen des Neonazismus in Deutschland auseinander. Vergangenheit und Gegenwart, KZ, Kindermord, alte Parolen, antisemitische Hetze und neuer Ausländerhaß erscheinen in diesem Stück nebeneinander: "Der braune Schoß ist noch fruchtbar".
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 1983
Erstsendedatum HR: 30.01.1984
Sprecher und Rollen: Detlef Jacobsen (Harry); Günter Einbrodt (Walter); Lutz Reichert (Christian)
PR-Text: "Der Gedanke, daß er in dieser Nacht sterben könne, ja höchstwahrscheinlich sterben müsse, erschien ihm weder besonders unangenehm, noch besonders furchterregend, war doch sein ganzes Leben nicht ein beständiger Müßiggang, sondern im Gegenteil ein unausgesetztes Dienen, dessen er müde zu werden begann." (Tolstoi, "Herr und Knecht") Es scheint ein äußerlicher Anlaß daß Walberts neues Hörspiel von Tolstois 1895 erschienener Erzählung gedanklichen Kontext und Titel leiht. Weder sind die beiden Intellektuellen, die da in der Sicherheit einer Großstadtwohnung die Nacht verbringen, in einem existentiellen Abhängigkeitsverhältnis, noch sind sie durch Irrweg und Naturgewalt vom Tode bedroht. Und doch empfindet der eine Schauspieler, gestützt auf sein naturwüchsiges Talent, seine Aufgabe als ein gesellschaftliches Dienen, ohne subjektive Ausrichtung und Reflexion auf eine vorgegebene Idee, während der andere, überzeugt von der tödlichen Bedrohung der Menschen, um eine Leben und Anschauung verändernde Idee ringt, der er mit kalkulierter Vernunft zu dienen sich und den anderen bewegen will. Ihre Wesens- und Charakterunterschiede sind gesellschaftlich bedingt wie in jener russischen Erzählung. Ob fern des Tolstoischen Heils- und Wandlungsgedankens die Gegensätze der beiden Schauspieler sich existentiell vermitteln und versöhnen lassen, bleibt bei Walbert eine offene. wenn man will, utopische Frage.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 27.02.1984 - 10.03.1984
Erstsendedatum RIAS: 23.04.1984
Technik: Klaus Krüger (Toningenieur); Görgner (Tontechniker)
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 19.03.1984 - 24.03.1984
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS II: 10.09.1984 20.20 - 21.23
Sprecher und Rollen: Hermann Lause (Ralf); Kurt Goldstein (Bernd, Ralfs Freund); Jakob Schlesinger (Paul, Ralfs Sohn); Anna Munding (Sonja, Pauls Freundin); Heinz Rabe (Roman, Ralfs Vater); Regine Lutz (Romans zukünftige Frau); Angelica Domröse (Anita, Ralfs geschiedene Frau);
weiterhin: Barbara Adolph, Ingrid Hoffmann, Dietrich Lehmann, Wolfgang Unterzaucher, Franz Wacker
Ralf, 32 Jahre alt, Reichsbahnkoch in Berlin-Schöneweide, ist geschieden und Alleinerzieher seines 9jährigen Sohnes. Sein Leben verläuft im täglichen Einerlei, aus dem er keinen Ausweg mehr sieht. Keine seiner Träume und Hoffnungen haben sich erfüllt. Es scheint, als sei sein Leben eine Flucht gewesen vor allem, was er nicht wollte.
Technik: Anders (Toningenieur); Krüger (Tontechniker)
PR-Text: Der 32jährige Reichsbahnkoch Ralf ist geschieden und Alleinerzieher seines 9jährigen Sohnes. Sein Leben verläuft im täglichen Einerlei, aus dem er keinen Ausweg mehr sieht.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 1984
Erstsendedatum WDR: 28.10.1984
Die Entscheidung Sprecher und Rollen: Elke Petri (Frau); Hermann Lause (Freund); Bernd Birkhahn (Mann); Bay (Tochter Tina); Hanna Steidle (Beate); Silke Dornow (Julia); Claus Berlinghof (Schleusemann); Josefine Klee-Helmdach (Ältere Frau); Michael Mandel (Stadtstreicher); Nikolaus Büchel (Student)
Regieassistenz: Angeli Backhausen
PR-Text: Ein geschiedener Mann und eine verheiratete Frau begegnen sich zufällig bei einem Spaziergang. Sie kommen ins Gespräch, treffen sich von nun an öfter; die Freundschaft wird zu einer innigen Beziehung. Gelegentlich ist Tina, die Tochter der Frau, bei ihren Spaziergängen dabei; an der Phantasiewelt dieses Kindes brechen sich die Ängste und Erwartungen der Erwachsenen, die Gegensätze von Wunsch und Realität. Der Frau wird der Verlust von gemeinsamen Interessen und Zärtlichkeiten in ihrer Ehe bewußt; der Mann findet zu einem neuen Zusammengehörigkeitsgefühl, das er nach seiner gescheiterten Ehe nicht mehr zu finden glaubte. Die Frau sieht sich vor eine Entscheidung gestellt: Lebt sie ihre neuen Gefühle aus, trotz aller Selbstzweifel, oder sucht sie einen neuen Anfang mit ihrem Ehemann? Angelika Stein hat für die innere Auseinandersetzung der Frau anschauliche, sensible Bilder gefunden. Ihr Thema ist weniger das Bilanzieren vieler Ehejahre, eine Art Abrechnung; es ist vielmehr der schmerzliche Versuch, sich über die Echtheit von Gefühlen klarzuwerden, sie im Spannungsfeld von Phantasie und Realität zu überprüfen.
* Angelika Stein wurde 1941 in Berlin geboren. Sie studierte Germanistik, Romanistik, Philosophie und Psychologie und promovierte über Else Lasker-Schüler. Sie veröffentlichte me
hrere Prosaarbeiten und Hörspiele.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 10.12.1984 - 15.12.1984
Erstsendedatum RIAS II: 25.02.1985
Sprecher und Rollen: Peter Lühr (Großinquisitor); Peter Wameling, Detlef Jacobsen, Hermann Lause
Technik: Klaus Krüger (Toningenieur); Gebhardt (Tontechniker)
PR-Text: "Finsternis bedeckt die Erde" spielt zur Zeit der großen Inquisition in Spanien und ist eine Auseinandersetzung mit der totalitären Ideologie der katholischen Kirche des Mittelalters. Gleichzeitig sind Parallelen zum Stalinismus deutlich erkennbar.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 00.04.1986 - 00.05.1986
Erstsendedatum SDR: 06.01.1987
Sprecher und Rollen: Detlef Jacobsen (Erzähler); Christoph Quest (Massenbach); Arnold Marquis (Guionneau); Klaus Miedel (General von Kleist); Dieter Ranspach (Hohenlohe); Bernhard Minetti (Friedrich der Große II); Liselotte Rau (Massenbachs Frau); Horst Bollmann (Köckeritz); Hanns Zischler (Scharnhorst); Günter Lampe (Napoleon Bonaparte); Gerd Wameling (Fouqué); Michael Maassen (Friedrich Wilhelm III)
Komponist: Klaus Buhlert
Technik: Karl-Otto Bremer; Elke Kellermann; Jutta Sidden
PR-TExt: Christian von Massenbach (1758-1827), Oberst im preußischen Generalstab, ist von einer - sehr unzeitgemäßen - Idee besessen: der Einigung Europas. Unermüdlich wirbt er am preußischen Hof für diese Idee. Doch in Berlin reagiert man eisig. Ein Bündnis mit dem revolutionären Frankreich, wie Massenbach fordert? Mit dem Emporkömmling Napoleon? Das erscheint allzu abwegig. In Berlin hat man einzig die Absicherung Preußens vor Augen. Europa? Nur eine Schimäre! Die Entscheidung, die schließlich fällt - und sie heißt: Krieg gegen Napoleon -, führt den preußischen Staat geradewegs in die Katastrophe. In seiner 1949 entstandenen und bisher unaufgeführten "Historischen Revue" läßt Arno Schmidt die Zeit von 1792 (Kanonade von Valmy) bis 1827 (Massenbachs Todesjahr) wieder aufleben.
Aufn.-/Produktionszeitraum: 02.01.1987 - 05.01.1987
Aufnahmeort: RIAS Berlin
Erstsendedatum: 28.01.1987
Sprecher und Rollen: Corinna Kirchhoff (Stewardess); Detlef Jacobsen (Befrager); Werner Dietrich (Stimme des Piloten); Thomas Holländer, (Mann im Tower); Heike Adler, (Stimme der Entführerin)
Regieassistenz: Christiane Ohaus
Pressetext: Ein halbes Jahr nach einer Flugzeugentführung sitzen der Befrager und eine Stewardess beisammen, um das dramatische Geschehen zu rekonstruieren. Nicht alle Fakten sind bekannt. Klar ist: Die Entführerin hat gefordert, dass ihr Verlobter, der in seiner Heimat festgehalten werde, an Bord kommen darf. Klar ist auch, dass eine alte Dame ihr den Rat erteilt hat, zu ihrem Liebsten noch eine Million Dollar zu verlangen. Diese Forderungen sind bewilligt worden. Die Maschine ist gelandet. Der junge Mann ist eingestiegen, hat die Frau erschossen und ist verschwunden. Trotz dieses Ausgangs glaubt die Stewardess an eine Liebesaffäre. Der Befrager hingegen meint, die Liebesaffäre sei nur vorgetäuscht worden und in Wirklichkeit habe es sich um eine Auseinandersetzung zweier Spionageringe gehandelt. Vieles bleibt ebenso im Dunkeln. Daher müsse man dem Wahrscheinlichen Wahrheit zusprechen. Dass Liebe eine Rolle gespielt habe, sei eben nicht das Wahrscheinliche. Oder doch?
Aufnahme-/Produktionsdatum: 19.01.1987
Erstsendedatum: 28.02.1987
Übersetzer (aus dem Amerikanischen): Ursula Grützmacher-Tabori
Sprecher und Rollen: George Tabori (Giorgio); Klaus Fischer (Albino); Klaus Unterzaucher (Der rote Richard); Mathias Gnädinger (Korngold); Branko Samarowski (Bernini); Brigitte Röttgers (Butterfly); Ursula Höpfner (Naomi); Michael Maassen (Peabody); Otto Sander (Centurio)
Komponist: Buhlert, Klaus (Hörspielmusik)
Pressetext: "Erste Nacht letzte Nacht" ist eine szenische Erzählung über eine Theatergruppe, die während eines Sandsturms in Israel festsitzt und versucht, unter widrigsten Umständen eine Aufführung vorzubereiten - aber nicht irgendeine: Der geniale, cholerische Regisseur Bernini inszeniert die Kreuzigung Jesu und zwar sehr naturalistisch und detailgetreu im Freien, auf dem Westplateau. Die Leidensgeschichte des jüdischen Volkes soll nicht erinnernd nachempfunden, sondern im Moment der Aufführung von Schauspielern und Publikum erlebt werden. Wie eine möglichst große Authentizität erreicht werden kann, ohne grobe Realismen, wie man auf dem Theater abstrahiert, mit Symbolen arbeitet, wird zum Problem. Das Publikum soll in die rituelle Handlung miteinbezogen werden. Blutopfer (Tötung des Osterlamms) und die Kreuzigungsszene deuten die testamentarische und die jüngste Geschichte an.
Wie in seinen anderen Arbeiten, so thematisiert George Tabori auch hier wieder die sozialen und psychischen Zustände, die Menschen in Konflikte treiben und zum Exzeß führen.
von Barbara Egger, Irmgard Maenner, Regina Sapoznik, Ingrid Steegmüller, Mathias Ulbricht
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 00.02.1987 - 00.03.1987
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS I: 02.10.1987 22.35-00.05
Sprecher und Rollen: Regina Felber (Spumante); Lisa Adler (Mädchen); Cecilia Lutta (Sekretärin) Sabine Vitua (Spielerin); Bernd Geiling (Adliger)
Technik: Klaus Krüger, (Toningenieur); Görgner (Tontechniker)
Ein Hörspielprojekt der Hochschule der Künste Berlin mit Studenten des Fachbereichs 'Darstellende Kunst' und einem Autorenteam in Zusammenarbeit mit RIAS Berlin. / Geschildert wird das Tagesgeschehen in einem Sanatorium.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 00.05.1987
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS I: 02.04.1988 20.00-21.40
Übersetzung aus dem Französischen: Elmar Tophoven
Sprecher: Eleonore Zetzsche, Sabine Wegner, Lieselotte Rau, Branko Samarovkski, Jennifer Minetti, Brigitte Röttgers
Komponist: Klaus Buhlert
Technik: Thielmann (Toningenieur); Klaus Krüger (Tontechniker)
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 15.06.1987 - 19.06.1987
Aufnahmeort: NDR Hamburg (Studio 8)
Erstsendedatum: 30.09.1987
Sprecher und Rollen: Ulrich Wildgruber (Er); Angelika Thomas (Sie)
Komponist: Buhlert, Klaus (Hörspielmusik)
Technik: Günter Beckmann (Ton); Elke Kellermann (Schnitt)
Regieassistenz: Waltraud Heise
Pressetext: Im Herbst 1980 ging die Meldung durch die Presse, der Archäologe Walter Iwas habe eine unbekannte Frauenfigur aus dem Bestand der ägyptischen Sammlung des Bode-Museums in Ostberlin als Abbild der Ptolemäerkönigin Arsinoe der Zweiten bestimmen können.
Irina Liebmann entwickelte aus dieser Zeitungsnotiz ein Hörspiel, das - ganz und gar Phantasieprodukt, wie die Autorin betont - eine "unmögliche" Liebesgeschichte erzählt.
Toni, aus einfachen Verhältnissen stammend, unverheiratet, ist ein eingefleischter Wissenschaftler, Ägyptologe, eine Kapazität auf dem Gebiet der Vergangenheit.
Anna, einer hochgestellten Familie angehörig, zweimal geschieden, etwas frustriert und gelangweilt, ist allein der Gegenwart zugewandt, dem Heute und Morgen, dem eigenen Leben.
Für eine kurze Zeit teilen beide dasselbe Arbeitszimmer in einem der von Wasser eingeschlossenen Museen. Mit Hilfe von Röntgenaufnahmen gelingt Toni die Bestimmung und Restaurierung der schwarzen Göttin, einer Orakelstatue aus dem Aphroditekult. Die gemeinsame Orakelprobe, bei der jeder etwas anderes versteht, ist das vorzeitige Ende ihrer ungelebten Beziehung. Anna verläßt das Land - wie übrigens auch alle Männer, die sie geliebt hatte. Offiziell übergibt sie die restaurierte Göttin, die nach Ägypten verkauft wurde. Toni bleibt zurück auf der Museumsinsel mit einer vom Original kaum zu unterscheidenden Kopie.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 16.11.1987 - 21.11.1987
Aufnahmeort: Saarbrücken / Berlin
Erstsendedatum SR: 04.02.1988
Übersetzerin (a.d.Span.): Dagmar Ploetz
Sprecher und Rollen: Hilmar Thate (Carlos); George Tabori (Sigmund)
Komponist: Klaus Buhlert
Technim: Werner Klein
Regieassistenz: Stefan Dutt
PR-Text: "Eine Bank in einem kleinen Park, gleich gegenüber einem Mädchengymnasium in einer besseren Wohngegend Santiago de Chiles. Ein Vormittag im März. Bald wird die Schulfeier zu Ende sein, die durch die Anwesenheit hochrangiger Minister zusätzlich 'Glanz' erhält. Auf der Parkbank: Zwei Exhibitionisten, die sich um diesen für ihre Zwecke hervorragend geeigneten Platz streiten. Es sind Carlos und Sigmund: Karl Marx und Sigmund Freud. (...)"
Aber sind sie es wirklich; handelt es sich um Exhibitionisten? Die 'Dinge', die es da zu zeigen gibt ("Penis, Latte, Stange, Rute, Nille, Palme, Schlange, Apparat, Stengel, Stamm, Pimmel, Schwanz, Hammer, Teilchen, Dingelchen" genannt, bei beiden von unterschiedlichem "Kaliber") 'entpuppen' sich plötzlich als "Pistolen": Carlos zieht eine "Magnum oder eine große Parabellum, Sigmund einen kleinen Revolver" - als die Feier zu Ende ist, und auch die Minister sich nähern ...:
CARLOS: Da kommen die Mädchen ...
SIGMUND: Los, stehen Sie auf, und öffnen Sie ihren Mantel.
(Beide sind aufgestanden und gehen langsam auf die Schule zu)
SIGMUND: Ja ... Sagen Sie, sind Sie wirklich Karl Marx?
CARLOS: Wie bitte? Sind sie etwa nicht wirklich Sigmund Freud?
SIGMUND: Und wenn ich es nicht wäre ... Würden Sie mich weiter als Freund betrachten?
CARLOS: (lächelt) Das ist jetzt vielleicht nicht mehr das Wichtigste, finden Sie nicht auch?
SIGMUND: Ja, wen wird das schon später interessieren ... Gehen wir?
CARLOS: Gehen wir ... Da kommen die Minister.
SIGMUND: Zielen Sie gut ... Viel Glück, Carlos.
Carlos: Viel Glück, Sigmund.
Aufn.-/Prod.zeitraum: 13.06.1988 - 24.06.1988
Aufnahmeort: NDR Hamburg
Erstsendedatum: 04.03.1989
Sprecher und Rollen: Hildegard Schmahl (Frau); Fay Lovsky (Sängerin)
Komponist: Klaus Buhlert (Hörspielmusik)
Vokalistin: Fay Lovksy
Technik: Günter Beckmann; Elke Kellermann
Pressetext: Aus panisch-pausenlos geführten Telefongesprächen entfaltet sich das Psychogramm einer Frau, deren emotionale Widersprüchlichkeiten auch beim Hörer wechselweise Verwirrung und Anteilnahme, Belustigung und Mitgefühl, Kopfschütteln und immer wieder Neugier auslösen. Die Frau, Direktorin in einer Sonderschule für schwererziehbare Kinder, erwartet an diesem Abend ein offenbar recht entscheidendes Gespräch; da sie aber das Warten nicht aushält, ruft sie selbst sofort jemanden an, wenn nicht gerade sie einen, natürlich nie den sehnlich erwarteten, Anruf erhält. Und ob es nun um spiritistische Treffen, Zuckerkranke oder verstorbene Mütter, eine gewisse Sorte Männer, eine schöne Schwester und deren Seitensprünge oder einen trotzigen kleinen Jungen, der in die Schultaschen der Mädchen pinkelt, geht - das Interesse an dieser zwischen Zielstrebigkeit und Hilflosigkeit, Sanftheit und Härte, Aufgeschlossenheit und Einsamkeit schillernden Frau bleibt immer wach.
Aufn.-/Prod.zeitraum: 00.09.1988 - 00.11.1988
Aufnahmeort: ORF Wien
Erstsendedatum RIAS I: 02.11.1988 20.30-22.00
ÜbersetzerIn (a.d. Amerikanischen): Ursula Tabori-Grützmacher
Sprecher und Rollen: George Tabori (Herzl); Günter Einbrodt (Hitler); Detlef Jacobsen (Lobkowitz); Leslie Malton (Gretchen); Sonja Sutter (Frau Tod); Heinz Zuber (Himmlischst)
KomponistIn: Klaus Buhlert
Technik: Hans Martin (Toningenieur); Johanna Holzer (Schnitt)
Regieassistenz: Ursula Brinkmann
PR-Text: "'Mein Kampf' ist eine Farce. Sie zeigt die Begegnung zwischen dem Juden Schlomo Herzl und Adolf Hitler in einem Asyl in Wien, gelegen in einer Straße mit dem unheilvollen Namen Blutgasse. Es ist der Jude Schlomo, der sich Hitler zuwendet, der Hitler durch Beschneidung seines Bartes zu dem Hitler macht, wie ihn jedermann als Bild im Kopf hat; der ihm zuredet, in die Politik zu gehen, und damit sein eigenes Schicksal vorausbestimmt."
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 00.10.1988 - 00.11.1988
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS I: 14.12.1988 20.30-22.00
Übersetzung aus dem französischen: EvaHerrwerth
Sprecher: Gerd Wameling, Ulrike Grothe, Kai Hufnagel, Holger Kunkel, Astrid Kohrs
Technik: Hans Martin (Toningenieur); Susanne Baltes (Tontechnikerin)
PR-Text: Der berühmte Regisseur Louis Jouvet hält ein Seminar für Schauspiel ab, gewidmet Moliere, Er erarbeitet mit einer jungen Schauspielerin intensiv und ausführlich die Rolle der Donna Elvira aus Molieres "Don Juan".
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 06.03.1989 - 14.03.1989
Aufnahmeort: NDR Hamburg (Studio 8)
Erstsendedatum: 20.05.1989
ÜbersetzerIn (aus dem Spanischen): Elke Wehr
Sprecher und Rollen: Fritz Schediwy (Krugger); Ulrich Wildgruber (Juan); Gustl Halenke (Mutter)
Technik: GünterBeckmann (Ton); Elke Kellermann (Schnitt)
Regieassistenz: Waltraud Heise
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 00.00.1989
Aufnahmeort: Berlin
Erstsendedatum RIAS: 17.01.1990
Sprecher und Rollen: Natascha Bub, (Fürstin Lastadie Etmal); Susanne Weckerle (Kapitänin Tristana Nunez); Elisabeth Romano (Matrosin Sascha Selkirk); Uwe Preuss (Steuermann Azor); Jens Wachholz (Koch Arud Caflisch); Hans-Georg Waidmann (Navigator Hornigold Glaser); Steffen Münster (Offizier Hallwax); Steffen Wink (Rudergast Kogge); Arne Rehbein (Dichter Julio Sloop)
Mitwirkende: Max Rabe (Gesang); Nella Jezierski (Orchestermusiker)
PR-Text: "Brut" spielt auf einem Piratenschiff, das irgendwo in den karibischen Sümpfen vor sich hindümpelt. Die von der bis dahin bedingungslos akzeptierten Kapitänin Tristina Nunez erzwungene Untätigkeit führt zum Aufbrechen von Konflikten innerhalb der Mannschaft. Sie kristallisieren sich vor allem um den Matrosen Selkirk, der in Wirklichkeit eine verkleidete Frau ist. "Brut" wurde von Regisseur Jörg Jannings mit Schauspielern der Hochschule der Künste in Szene gesetzt.
Aufnahme-/Produktionsdatum: 00.00.1990
Erstsendedatum SFB: 13.07.1990
Sprecher und Rollen: Hilmar Thate (Heinrich); Dieter Ranspach (Thomas); Angelika Domröse (Rosa); Herbert Weißbach (Eskimo); Otto Sander (Schildkröte); Edith Robbers (1. Frau); Eva Renzi (Sprecherin); Max Raabe (Gesang)
Regieassistenz: Sabine Müssig
PR-Text: Heinrich Mann wohnte 1932/33 in der Fasanenstraße in Berlin, acht Minuten zu Fuß vom heutigen Literaturhaus, das damals ein "Etablissement" war. War Heinrich je dort? Vielleicht mit seinem Bruder Thomas. Wozu hatten die beiden sich an diesem Ort anregen lassen? Empfangen werden sie im 'Garten der Lüste' mit den Worten: "Wahre Sinnlichkeit ist auch ein Intelligenzprodukt". Eine 750 Jahre alte Schildkröte beobachtet die beiden und Rosa weckt ihre Leidenschaft.
Aufnahme-/Produktionsdatum: 03.04.1990
Erstsendedatum RB: 07.04.1990 Programm: 4 S-beginn/-ende: -
Sprecher und Rollen: Christian Cortes (Erzähler); Peter Franke (El Loco); Sascha Reimann, (Arturito); Katharina von Bock (Lucinda); Gerlach Fiedler (Alkalde); Balduin Baas (Carlos); Renato Grünig (Sergeant); Anke Engelsmann (Frau); Peter Kaempfe (Mann); Fried Gärtner (Rafael); Gert Haucke (Präfekt)
Regieassistenz: Werner Staats
PR-Text: El Loco ist kein richtiger Indio. Er ist ein Mestize, ein Mischling, halb Weißer, halb Indio. Er hat immer eine alte Decke, eine Büchse und eine Tasche voller Steine bei sich. Um den Kopf trägt er ständig eine rote Binde. Die Leute sagen, damit halte er die Läuse warm. Wann El Loco nach San Sebastian gekommen ist, weiß niemand. Kein Mensch kennt seinen richtigen Namen. Er ist einfach El Loco, der Spinner. Doch als die Leute von der Erzbaukompanie aus dem Norden kommen, um den Indios ihr Land abzuhandeln, zeigt sich, daß El Loco klüger ist als alle anderen. Lucinda hat es schon lange bemerkt.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 17.04.1990 - 27.04.1990
Aufnahmeort: NDR Hamburg (Studio 8)
Erstsendedatum SDR: 29.11.1990
Übersetzerin (Aus dem Niederländischen): Rosemarie Still
Sprecher und Rollen: Brigitte Röttgers (Frau 1); Angelika Thomas (Frau 2); Detlef Jacobsen (Mann)
Komponist: Klaus Buhlert (Hörspielmusik)
Technik: Christian Kühnke (Ton); Elke Kellermann (Schnitt)
Regieassistenz: Waltraud Heise; Gabriele Roosch
PR-Text: Die "Oberflächengeschichte" in Judith Herzbergs Stück "Und/Oder" passiert im "wirklichen" Leben fast schon alltäglich; als literarische Vorlage scheint sie erschöpfend abgehandelt - die alte, banale Geschichte nämlich des Mannes, der zwischen zwei Frauen steht. Doch diese Geschichte ist für die Autorin tatsächlich nur Oberfläche, nur äußerer Anlaß, um längst ritualisiertes Sprechverhalten genauer zu analysieren. Und Schritt für Schritt erweisen sich die etablierten Sprachkonventionen als lächerliche Sprechblasen. "Der zivilisierte Umgangston" wird zum Über- und Weiterlebensprinzip. In Judith Herzbergs ménage à trois gibt es also keine lauten Szenen mehr, keine Kämpfe und Schuldzuweisungen. Man faßt einander mit Glacéhandschuhen an, ist bis zur Selbstaufgabe verständnisvoll, zuvorkommend und freundlich. Jedem liegt das Wohl des anderen am Herzen. Statt Leidenschaft pflegt man den höchst sublimen Umgangston. Probleme werden, kaum daß sie auftauchen, aufs zufriedenstellendste gelöst. So ist es - ist es so?
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 00.00.1990
Erstsendedatum RB: 05.12.1990
Sprecher und Rollen: Annemarie Marks-Rocke (Oma); Hannes Seidel (Enkel); Vera Hoppe (Luba); Fabian Ditschkowski (Janek); Angelika Thomas (Mutter); Ulrich Pleitgen (Vater); Renato Grünig (Lehrer)
PR-Text: Wie war das damals in Polen, als der Krieg anfing, als die Deutschen kamen? "Stell' dir vor, in Warschau hängen Hakenkreuzfahnen, die Straßen und Plätze haben deutsche Namen, an den Geschäften hängen deutsche Schilder, du siehst deutsche Soldaten, hörst ihre Sprache, ihre Lautsprecher, die bis in die Wohnungen dringen. Wir saßen in diesem feindseligen und zerbombten Warschau, ohne Wasser, ohne Kohlen, ohne Brot, ohne Schule..." Luba erinnert sich nicht gerne. Aber wie sie damals im Untergrund eine Schule organisiert haben, das ist schon eine spannende Geschichte, die sie ihrem Enkel erzählt.
Aufnahmedatum: 00.12.1990
Erstsendedatum RIAS: 18.05.1991
Sendereihe: Du checkst doch hier gleich null - Jugendliche heute
Sprecher und Rollen: Jutta Wachowiak (Jelena Sergejewna); Christine Pohl (Ljalja); Rudolf Krause (Pascha); Stefan Merki (Vitja); Norbert Ghafouri (Volodja)
PR-Texte: Die Autorin führt in ihrem Stück vier Schüler und eine Lehrerin in einer außergewöhnlichen Situation zusammen. Jelena, die Mathe-Lehrerin, hat Geburtstag. Die Schüler bringen ihr Blumen und Geschenke, aus Liebe zu ihr, wie sie versichern. Doch bald stellt sich heraus, daß sie Zugang zu den verpatzten Mathematikarbeiten wollen und auch vor Gewalt nicht zurückschrecken. "Liebe Jelena Sergejewna" - ein Hörspiel voller "gemütlicher"? Szenen. Ein Stück, in dem Jugendliche vorführen, was sie von den Erwachsenen gelernt haben. Und das läßt mehr als einmal erschrecken.
Aufnahme-/Produktionsdatum: 30.01.1991
Aufnahmeort: RIAS Berlin
Erstsendedatum RIAS: 14.11.1990
Sprecher und Rollen: Jutta Wachowiak (Sie); Irina Liebmann (Liebmann); Mex Schlüpfer (Mehrere Arbeiter); Dietrich Lehmann (Manne); Dieter Kursawe (Penner ohne Hund); Max Raabe (Sänger); Kuba Gebel (Kind)
Komponist: Klaus Buhlert (Hörspielmusik)
Regieassistenz: Beate Ziegs
Zum Inhalt: "Immer rein, immer rein in die Nachkriegszeit", singt Max Raabe, in: "März, Berlin", einer Gemeinschaftsarbeit von Irina Liebmann, Klaus Buhlert und Jörg Jannings (Text, Musik, Regie.) Das Hörspiel spielt im März dieses Jahres. Begonnen als Tagebuch, ist von der Form nicht mehr geblieben als die Absicht, in jeder Sequenz Gegenwart herzustellen. Jetzt. Jetzt. Jetzt. Gegenwart festhalten in der Gegenwart. "Keinen Abstand zulassen, kein Abhauen. Wichtigkeiten vernachlässigen, nicht spinnen, aber aussprechen, was ich nicht vergessen habe, heute. Wo bin ich gewesen? Was war? Von allem, was ich über den Monat März aufgeschrieben habe, sind drei Tage geblieben, zwei im Osten und einer im Westen von Berlin. Deren empfindlichste Momente, zusammengeschoben in Text und Musik, Sprache und Gesang, so lange zusammengeschoben, bis wir das Gefühl hatten: "Jetzt sind wir wirklich in der Gegenwart angekommen, in der eigenen Zeit - hier." (Irina Liebmann)
Über die Autorin: Irina Liebmann, 1943 in Moskau geboren, studierte Sinologie an der Karl-Marx-Universität in Leipzig und wurde Redakteurin bei der Zeitschrift "Deutsche Außenpolitik". Seit 1975 lebt sie als freischaffende Schriftstellerin in Berlin. Veröffentlichungen: "Berliner Mietshaus. Protokolle" (1982), "Quatschfresser" (Theaterstücke, 1990), "Mitten im Krieg" (1989). Außerdem drehte sie den Dokumentarfilm "Ein Haus am Prenzlauer Berg" (1980) und schrieb mehrere Hörspiele: "Neun Berichte über Ronald, der seine Großmutter begraben wollte" (1978), "Christina" (1979), "Ist denn nirgendwo was los?" (1981), "Sie müssen jetzt gehen, Frau Mühsam" (1982), "Aphrodite, Arsinoe, Philadelphos" (1987). Preise: Ernst-Willner-Preis 1987, Aspekte-Preis 1989, Förderpreis des Bremer Literaturpreises 1990.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 02.01.1991 - 22.01.1991
Aufnahmeort: ndr Hamburg (Studio 8)
Erstsendedatum: 27.03.1991; 29.03.1991; 30.03.1991
Sprecher und Rollen: Degen, Michael (Erzähler); Ulrich Wildgruber (Jeschua Han-Nasri); Thomas Holtzmann (Pontius Pilatus); Gerlach Fiedler (Marcus Rattenschlächter); Rolf Hoppe (Joseph Kaiphas); Balduin Baas (Schreiber); Hermann Lause (Levi Matthäus); Franz Josef Steffens (Henker)
Komponist: Klaus Buhlert
InstrumentALIST: Klaus Buhlert
Regieassistenz: Waltraud Heise
Pressetext: Michail Bulgakows Roman "Der Meister und Margarita", 1940 entstanden und 1966/67 zum erstenmal erschienen, enthält eine selbständige Erzählung, die sogenannten Pilatus-Kapitel. Sie liegen diesem Hörspiel zugrunde. In vier Kapiteln wird die Geschichte der Kreuzigung Jesu nacherzählt, und ihre zentrale Figur ist Pontius Pilatus, der römische Prokurator in Jerusalem. Der seltsame Gefangene Jeschua, der mehrere Sprachen spricht und davon überzeugt ist, daß kein Mensch auf der Welt böse ist, gerät in das Getriebe politischer Machtkämpfe und widerstreitender Interessen von Besatzern und Besetzten. Obwohl von Jeschuas Unschuld überzeugt, opfert Pilatus den "wahnsinnigen Philosophen" aus Feigheit, einer der "schrecklichsten Sünden".
Nicht dem Heilsgeschehen galt das Interesse Bulgakows, sondern, den Mechanismen der Macht, mit ihren Intrigen und dem Verrat, der Bespitzelung und Überwachung der Gegner. Längst ist Pilatus, der greise und kranke Statthalter Roms, nicht mehr auf dem Höhepunkt seiner Macht. Er fürchtet sich vor den Unterdrückten und ihren Führern. Die Angst diktiert ihm die Staatsgeschäfte, die Angst vor einem möglichen Aufruhr der brodelnden Masse, die Angst aber auch vor ketzerischen Ideen, wie sie z.B. der "Wanderphilosoph" Jeschua äußert: "... daß von jeder Staatsmacht den Menschen Gewalt geschehe und daß eine Zeit kommen werde, in der kein Kaiser noch sonst jemand Macht hat. Der Mensch wird eingehen in das Reich der Wahrheit und Gerechtigkeit, wo es keiner Macht mehr bedarf."
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 09.04.1991 - 19.04.1991
Erstsendedatum SWF: 26.05.1991
Sprecher und Rollen: Lesly Malton (Marilyn); Hermann Lause (Bart Mennekes); Gerd Wameling (Gerhard Mennekes)
Regieassistenz: Christiane Ohaus
PR-Text: Bart bereitet sich auf die Beerdigung seiner Schwester Lenchen vor - gleichzeitig ist er auf der Suche nach ihr: Lenchen war ein Mongolchen, ein Engel, sie lebte in einer anderen Welt - aber warum hat sie nie ein Wort gesprochen? Sich nie trösten lassen? Eine seltsame Affinität zu Marylin Monroe gespürt? Da steht eben diese plötzlich neben Bart - und erzählt die Legende aus ihrer Perspektive: aus der Kultfigur wird der Mensch Norma Jeane. "Also Bart... Eine Legende hat zu schlafen. Und wird sie wach, und sie wird wach, dann wird sie nicht wach, sondern sie erwacht. Und erwachen kostet Zeit. Ozeane von Zeit. Lichtjahre. Lichtjahre. Und wenn sie dann endlich erwacht, dann sagt man etwas völlig anderes, zum Beispiel: Herr Präsident, ich bin ein weitverbreiteter Irrtum."
Aufnahme-/Produktionsdatum: 27.05.1991
Erstsendedatum RB2: 13.07.1991
Sprecher und Rollen: Daniel Better (Joschka); Gerry Wolff (Großvater Feibusch); Käthe Reichel (Großmutter Emma); Ursula Werner (Mutter Jenny); Wolf Kaiser (August König); Max Buchsbaum (Chasskel Singer); Katanja Irgas (Amanda Wagenschwanz); Christine Oesterlein (Frau mit Hund); Eric Vaessen (Mann im Laden); Margit Bendokat (Verkäuferin)
PR-Text: Nie kommt ein Hund in dieses Haus! Großmutter und Mutter haben es so beschlossen. Großvater Feibusch weiß, dieser Entschluß ist fortan Gesetz. Denn in dieser seiner jüdischen Familie gibt es die ungeschriebenen ehernen Gesetze der Frauen. Aber Joschka wünscht sich doch so sehnlich einen Hund. Und da sollte es wirklich keinen Weg geben, das Gesetz zu achten und den Wunsch des Enkels dennoch zu erfüllen?
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 00.09.1991
Erstsendedatum MDR Sachsen: 21.11.1991
Sprecher und Rollen: Michael Mauertens (Henri); Anne Bennent, (Henriette); Angelika Thomas (Ulrike); Bernhard Schütz (Stimming); Katrin Klein (Frau Stimming)
Heinrich von Kleist nahm sich im Winter 1811 zusammen mit der schwerkrankem Henriette Vogel am Berliner Wannsee das Leben. In dem feinsinnigen Stück "Tragödien" des bei uns kaum bekannten französischen Autors Claude Prin werden die letzten gemeinsamen Stunden der beiden lebendig. Kleist fühlt sich befreit von "grauenhaften Erinnerungen" und ist heiterer Stimmung. "Nun, o Unsterblichkeit, bist du ganz mein!" sagt der Prinz von Homburg, und Prin zieht immer wieder Parallelen zwischen Kleist und dieser zentralen Figur aus seinem letzten gleichnamigen Drama. Henriette - zermartert von Schmerzen und verliebt in Kleist, der sie seinerseits "nur" als Gattin vor der Ewigkeit sieht, - teilt seine Ausgelassenheit. Ihrer Todeseuphorie ist der Monolog der Schwester Kleists entgegengesetzt. Wütend und verletzt probt diese die endgültige Trennung vom Bruder, den sie bis dahin stets unterstützt hat. Sie rechnet ihm seine Gefühlsverwirrungen und Mißerfolge vor und beschimpft ihn als lebensuntauglichen Phantasten. Doch mehr und mehr verwandelt sich ihr Zorn in Sehnsucht nach dem "kleinen Bruder", der fatalerweise - auch der Geliebte ist.
Sprecher und Rollen: George Tabori; Leslie Malton; Hildegard Schmahl; Michael Maertens; Detlef Jacobsen
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 25.05.1992 - 03.06.1992
Erstsendedatum NDR 3: 31.10.1992
Sprecher und Rollen: Kurt Hübner (Schauspieler); Leslie Malton (Schauspielerin)
Mitwirkende: Max Raabe (Gesang); Manfred Preiss (Saxophon)
Regieassistenz: Waltraud Heise
PR-Text: Ezra Pound - geboren 1885 in Hailey/Idaho, gestorben 1972 in Venedig. Gesänge und Lieder begleiten den Dichter auf der Odyssee seines Lebens. Er verließ die "taubmachende Gegenwart" Amerikas auf einen Viehdampfer (1908) und strandete schließlich in einem heruntergekommenen Palazzo nahe Genua. Er deutete Mussolinis faschistische Visionen als Aufbruch in eine neue Zeit und zerbrach als Mensch an diesem Irrtum. In den Kriegsjahren 1941-45 verbreitete er über Radio Rom einige hundert zum Teil profaschistische Sendungen und wurde nach Kriegsende in einem Lager bei Pisa interniert. Der Hochverratsprozeß in Amerika endete mit der Feststellung seiner Unzurechnungsfähigkeit und seiner Einweisung in ein Haus für Geistesgestörte. Ezra Pound verstummte. Alles, was er angestrebt hatte, war ihm ins Gegenteil verkehrt worden. Dennoch klingt die Wucht des Aufbegehrens in seinen Cantos dichterisch nach - und die unstillbare Sehnsucht, Ordnung zu finden im Chaos der Gedanken. 1956, nach seiner Entlassung, kehrte Ezra Pound nach Italien zurück und bleib dort bis zu seinem Tode.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 22.06.1992 - 02.07.1992
Erstsendedatum SFB: 20.10.1992
Sprecher und Rollen: Thomas Neumann (Warlaam); Hermann Lause (Fjodor); Gerd Wameling (Grischa)
Regieassistenz: Barbara Schäfer
PR-Text: Rußland in den sogenannten Zeiten der Wirren Ende des 16., Anfang des 17. Jahrhunderts. Ein abgeschiedenes Kloster. In einer Zelle sind drei Mönche mit dem Abschreiben heiliger Texte beschäftigt. Das persönliche Drama der drei, das langsam, aber mit schicksalhafter Unerbittlichkeit entfaltet wird, ist nicht nur Sinnbild für lange zurückliegende historische Phasen, sondern auch für den gegenwärtigen Zustand der russischen Lande. Der Autor Michael Ugarow, geboren 1955, verbindet biblische Motive, russische Legenden und historische Mythen zu einem höchst symbolträchtigen Gesamtbild.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 01.09.1992 - 30.09.1992
Erstsendedatum RIAS: 14.10.1992
Sprecher und Rollen: Angela Schanelec (Pauline Vogel/Henriette Vogel); Ulrich Wildgruber (Heinrich von Kleist/Darwison); Gerd Wameling (1. Doktor); Greger Hansen (2. Doktor)
PR-Text.: Ein Obduktionsraum. Ein Schädel wird geöffnet, eine Geschichte entspringt. Der Schädel ist der Heinrich von Kleists. Die Personen der Geschichte sind Darwision, ein Schauspieler und Kleistkenner, und Pauline. Sie treffen nahe der Stelle aufeinander, an der 1811 Heinrich von Kleist erst Henriette Vogel, dann sich erschoß. Simone Schneider wurde 1962 am Niederrhein geboren. Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Theaterwissenschaft. Danach Regie- und Dramaturgieassistenzen (u.a. bei Luc Bondy) in Berlin, Paris und Hamburg, sowie eigene Theaterinszenierungen. Hörspiele: "Lullaby" (BR 1989) und "Roter Stern" (BR/SFB 1991, Hörspiel des Monats März).
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 21.09.1992 - 26.09.1992
Aufnahmeort: HR Frankfurt
Erstsendedatum SDR: 02.05.1993
Sprecher und Rollen: Klaus Herm; Jens Wawrczerk; Detlef Jacobsen; Helmut Winkelmann; Peter Heusch
Technik: Anna-Maria Tietze; Annette Roth
PR-Text: "Als meine Eltern sich scheiden ließen und ich mit dem Vater ... wegzog, mußte ich vielen Lebewohl sagen. Auch meinem Lieblingslehrer Förster" - mit diesen Worten beginnt Gert Hofmanns neuestes Hörspiel, das ironisch-melancholisch die Erinnerungen des Oberlehrers Förster beschreibt. Da ist die Verachtung für den früheren Rivalen, der sich als Nachhilfelehrer mühsam durchschlägt; eine Verachtung, die ins Wanken gerät, weil dieser sich immer als Schriftsteller bezeichnet und nun mit seinem Jungen die Stadt verläßt, um sich von seiner Frau zu trennen. Jener Frau, deren weiße Bluse auch im Gedächtnis des Oberlehrers Förster noch immer haftet.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 26.10.1992 - 06.11.1992
Erstsendedatum MDR Kultur: 22.02.1993
Sprecher und Rollen: Ulrich Wildgruber (Pavel); Brigitte Röttgers (Praskovja)
PR-Text: "Dieses Stück wurde durch die wahre Geschichte von Pavel Navrotsky angeregt, der im Zweiten Weltkrieg von der Sowjet-Armee desertierte und sich einundvierzig Jahre in einem Schweinestall versteckte." - Während die Jahre vergehen, wird das Asyl zum Gefängnis. Scham, Angst und Selbstmitleid verdichten sich zu einer anscheinend undurchdringlichen Mauer. Dumpfes Brüten wechselt mit ekstatischen Versuchen, sich aus Schweinescheiße und leerlaufender Zeit hinauszuphilosophieren. Große und grundlegende Bekenntnisse werden entworfen und eingeübt - und münden dann doch bloß in den täglichen Kleinkrieg gegen die grunzenden Stallmitbewohner, gegen die Frau, gegen sich selbst. Bis eines Tages ein unvorhergesehenes Ereignis die gemütliche Verzweiflung so zuspitzt, daß es den verzagten Raissoneur auf Gedeih und Verderb nach draußen treibt: in eine Freiheit, vor der er sich genauso fürchtet, wie er sie ersehnt. - Fugards "persönliche Parabel" ist nicht auf die Situation der Menschen in der ehemaligen DDR gemünzt. Aber sie trifft sie. Athol Fugard, geboren 1932 in Middleburg in Südafrika, Stückeschreiber, Regisseur, Theatermann, gehört seit "Da leben Leute", "Buschmann und Lena", "Die Insel", "Sizwe Bansi ist tot", "Dimetor" und "Aloen" zu den international namhaften Dramatikern seiner Generation.
Aufnahme-/Produktionsdatum: 00.11.1992
Aufnahmeort: DS Kultur Berlin
Erstsendedatum SR: 22.09.1993
Sprecher und Rollen: Detlef Jacobsen (Theodor Lessing); Iris Minich (Fancy); Walter Schmidinger (Hitler / Haarmann); Günter Lampe (Goebbels / Tarzan); Martin Sperr (Röhm / Hund); Hans Teuschner (Hindenburg / Hugin); Rolf Hoppe (Hanussen / Wu); Max Raabe (Assistent von Hanussen); Margit Bendokat (1. Prostituierte / Katze); Christine Oesterlein (2.Prostituierte); Gerald Schaale (Eckert); Joachim Kaps (Zischka); Katanja Irgas (Kind);
Weiter: Stephan Grossmann, Christoph Müller, Bianka Schmalfuß, René Schubert, Regine Seidler, Thomas Wendrich
Komponist: Klaus Buhlert
Technik: Tina Emmerling (cut); Bernd Friebel
PR-Text: "Theodor Lessing, Lyriker, Kulturphilosoph, Feuilletonist, war in den Zwanziger Jahren einer der brillantesten Beobachter seiner Zeit. Scharfsinnig analysierte er die heraufziehende Barbarei der Nationalsozialisten, setzte er sich mit der 'Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen' - so auch der Titel seines Hauptwerkes - auseinander und formulierte darin: 'Darum fordert der Mensch zuerst und vor allem, über Wahrheit und Wachheit hinweggetäuscht zu werden. Er liebt und bewundert den Verklärer und tötet den Aufklärer ...". Dieses Schicksal widerfährt auch Theodor Lessing - am 30.August 1933 wird er in Marienbad von gedungenen Mördern erschossen. Joachim Walthers Hörspiel-Farce läßt aber nicht nur das miterleben, sondern schlägt auch den Bogen von damals zu heute."
Joachim Walther widmet dieses Hörspiel Salman Rushdie
Aufnahme/Produktionszeit: 00.00.1993
Aufnahmeort: Berlin, DS-Kultur (Nalepastraße)
Erstsendedatum: 01.01.1994 13.33-14.30
Sprecher und Rollen: Ulrike Krumbiegel (Bella); Franziska Troegner (Adele); Karin Gregorek (Odile); Klaus Manchen (Vater); Christoph Müller (Amadeus); Cornelius Obouya (Tier, Prinz); Stephan Großmann (Spiegel); Peter Atanassow (Palast); Jeanette Arndt, (Rose); René Schubert (Stimme 1); Thomas Wendrich (Stimme 2); Jürgen Elbers (Erzähler); Chvristina Große (Wasser); Regine Seidler (Buch)
Komponist: Klaus Buhlert
Technik: Brunhild Thomaß; Tina Emmerling (Schnitt)
Pressetext: Simone Schneiders Version des beliebten Feenmärchens: streng gegliedert, in Form eines Librettos, Vorgänge knapp und genau - der Gang der Handlung kaum verändert: die Schöne wünscht sich anstelle von Prunk und Gold eine Rose, der Vater pflückt sie im Garten des Tieres - er muß zur Strafe eine Tochter zur Bestie schicken. Die Schöne gewinnt das Tier lieb, erlöst den verzauberten Prinzen, und weil die Liebe der beiden voller Wunder ist, können sie fliegen. Sie verlassen die geldgierige Erde und bewohnen Luftschlösser, die niemand finden und zerstören kann.
Aufnahme-/Produktionsdatum: 00.05.1993
Aufnahmeort: MDR Leipzig
Erstsendedatum: 07.03.1994
Sprecher und Menschen: Leslie Malton (Sie); Hilmar Thate (Er)
PR-Text: Eine junge Frau und ein Mann treffen sich an verabredeter Stelle an einem einsamen Ort. Sie begegnen einander zum ersten Mal. Rita kommt aus dem fernen Berlin, der Mann ist hier zu Hause. Grund ihrer Begegnung ist die Freundschaft zu einem vor kurzem Verszorbenen, der in beider Leben eine wichtige Rolle gespielt hat. Zwei sehr unterschiedlich verlaufene Lebenswege verbinden sich für einen Augenblick. Wenn Rita den Einsiedler wieder verläßt, werden wir über zwei Menschen etwas erfahren haben. Ihre Verletzungen werden in Erinnerung bleiben. Kennen werden wir sie jedoch nicht. Sie wird ihn seiner selbstgewählten Einsamkeit überlassen, doch wird die Idylle dahin sein, denn seine Lebenslüge ist zerstört. Eine Brücke ist die Verbindung zweier Wege. Das Hörspiel nach der Erzählung von Christoph Hein trägt gleichsam eine Mahnung zur Vorsicht in seiner Überschrift: "Auf Brücken friert es zuerst!"
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 00.06.1993
Aufnahmeort: Berlin, Funkhaus Nalepastraße
Erstsendedatum: 23.09.1993 20.00-20.37
Technik: Bernd Friebel; Monika Brummund (Schnitt)
PR-Text: Es geht um den berühmten Historiker und Nobelpreisträger Mommsen, und es geht um Heiner Müller. Es geht um den Marmorblock vor der Humboldt-Universität, auf dem Ersterer postierte, um dann "einen Staat lang" von Marx verdrängt zu werden, und es geht um einen "Schreibblock", eine Schreibblockade. / Müller reflektiert, warum Mommsen den letzten Band der römischen Geschichte nicht schreibt. Dafür bemüht er keine dramatischen Personen, er sagt: "Ich".
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 27.06.1993 - 23.07.1993
Aufnahmeort: Berlin (Funkhaus Nalepastraße, Studio H1)
Erstsendedatum: 00.06.1993
Übersetzerin aus dem Englischen: Ursula Grützmacher
Sprecher und Rollen: Ulrich Wildgruber (Murdoch); David Hirsch (Hirsch); Leslie Malton (Maggie); Jörg Jannings (Sprecher)
Komponist: Klaus Buhlert
Vokalistin: Ilena Winkler
Regieassistenz: Andreas Meinetsberger
PR-Text: "Es war so einfach damals, so schön schwarz und weiß." Der Gute Krieg gegen die bösen Mächte ist eine Ewigkeit her. Hat Heinrich Zucker alias Henry Sweet, der ungarische Jude, seinen Ex-Chef in der britischen Abwehr also wirklich bloß deshalb in die Tiefgarage bestellt, weil er für seine Memoiren ein paar Erinnerungslücken aufgefüllt haben möchte? Vielleicht will er in Wahrheit Herrn Murdoch höchst dringlich befragen, wer ihm damals in der Türkei die Deutschen auf den Hals gehetzt und Maggie (Sahnebaisers, von Himbeeren umzingelt) ausgespannt hatte? So wie der nachmalige Psychiater an der Landesanstalt für senile Sextäter in Cockfield, Sussex, zu gern in Erfahrung bringen würde, wer die Gruppe in Györ damals verpfiffen hat, was Zucker sen. das Leben und die beidseits geliebte Maggie ihre Zunge gekostet hat. "Die Welt wimmelt von Doppelagenten." Doch auch wenn der dauerdepressive Zucker nur sein ewig schlechtes Gewissen erleichtern und dank Bibermanns Lachtherapie vom Leiden an den Weltläufen geheilt werden möchte - das schöngeistige Veteranentreffen am Ende des Jahrhunderts kann weder dem hartgesottenen Realisten noch dem sanftmütigen Melancholiker die Frage nach den verratenen Idealen ersparen. Früher einmal hat der bucklige Havas auf dem Schulklo "Staat und Revolution" gelesen und Parolen an die Mauern der Hölle geschmiert. Auch das ist eine Ewigkeit her, macht aber Zuckers langsames Sterben ein Requiem wert.
Aufnahme-/Produktionsdatum: 00.00.1994
Erstsendedatum SDR: 08.02.1996
Übersetzerin (aus dem Amerikanischen): Ursula Grützmacher
Sprecher und Rollen: Ignaz Kirchner (Iwan); Hermann Lause (Aljoscha)
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 14.01.1994-19.01.1994
Aufnahmeort: Berlin (DeutschlandRadio, Nalepastr., H1)
ErstsendedatumDLR: 06.04.1994 20.00-21.22
Sprecher und Rollen: Ulrich Wildgruber (Bouvard); Hermann Lause (Pecuchet); Jörg Jannings (Sprecher)
Dramaturgie: Elisabeth Panknin
Technik: Brunhild Thomaß
Pressetext: In "12 Miniaturen für Musik und 2 Schauspieler" probieren die Freunde Bouvard und Pecuchet mit glühendem Enthusiasmus bürgerliche Lebenskonzepte wie Liebe, Ehe und Familie aus, um für sich den Sinn ihres Daseins zu finden. Sie beschäftigen sich gründlich mit Gartenbau und Landwirtschaft, Astronomie, Philosophie, Geschichte, Politik Pädagogik, Kunst etc. und scheitern ebenso gründlich. Zwei liebenswerte Clowns glauben unbeirrbar an den Sieg der Vernunft - trotz aller Niederlagen. Bürgerliche Erfahrungen und Werte erweisen sich im Brennspiegel der Satire als absurd, komisch und lächerlich. Flauberts Roman wird in der Hörspielfassung von Thomas Fritz zum Satyr-Spiel über das PRINZIP HOFFNUNG.
Aufn.-/Produktionsdatum: 00.00.1994
Erstsendedatum BR: 02.06.1997
Sprecher und Rollen: Eleonore Zetzsche (Alte Frau); Jerry Wolff (Herr Chadasch); Juliane Köhler (Fräulein Levinsky); Christine Oesterlein (Frau Elhabudji); Wolfgang Unterzaucher (Kellner); Ruben Honigmann (Kind); Michael Fraenkel (Schüler)
Weiter: Lev Fraenkel, Dor Fraenkel
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 16.06.1994 - 24.06.1994
Erstsendedatum: 05.07.1994
Sprecher: Hermann Beyer
Technik: Peter Kainz
Komponist: Klaus Buhlert
Inhaltsangabe: Ende April, Anfang Mai '45, unmittelbar vor der Kapitulation der Wehrmacht, war der 23-jährige Gefreite Franz Fühmann noch einmal für ein paar Tage auf Genesungsurlaub zu Hause. Auf dem Weg vom Lazarett hatte er antiquarisch einen Band Gedichte gekauft, von Georg Trakl, der, wie sich herausstellte, im 1. Weltkrieg zusammen mit seinem Vater Medikamentenakzessist der östereichischen Armee gewesen war. Als Fühmann in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre sein Buch über Georg Trakl schrieb, war es zugleich eine exemplarische Autobiografie, ein Buch, in dem er über sein Leben zwischen Poesie und Politik Rechenschaft gab. Denn Trakls Gedichte hatten nicht nur für den Kriegsgefangenen im Kaukasus von dem Untergang gesprochen, den er jetzt erlebte. Trakls Gedichte waren auch der Inbegriff jener spätbürgerlichen Dekadenz, von der sich der auf der Antifa-Schule sozialistisch umerzogene Fühmann eifrig ideologisch zu distanzieren lernte. Und Trakls Gedichte machten später den Konflikt mit der DDR, den Konflikt zwischen Dichtung und Doktrin quälend und schließlich unausweichlich. "Die Poesie wirkt wie ein Verhängnis". So war Fühmanns Salzburg Reise nicht nur eine Reise zu Georg Trakl, sondern auch eine Heimkehr: zu sich selbst.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 28.05.1994 - 31.05.1994
Aufnahmeort: MDR Leipzig
Erstsendedatum: 29.03.1995
ÜbersetzerIn (aus dem Schwedischen): Marianne Weno
Sprecher und Rollen: Thomas Holtzmann (Alberto Giacometti); Detlef Jacobsen (James Lord); Juliane Köhler (Caroline)
Komponist: Klaus Buhlert (Hörspielmusik)
Technik: Dietmar Hagen (Ton); Robert Baldowski (Schnitt)
Regieassistenz: Andreas Meinetsberger
Pressetext: Irgendwann Mitte der fünfziger Jahre betritt ein Mann das Pariser Atelier des Bildhauers Alberto Giacometti. Er heißt James Lord. Er ist Kunstschriftsteller. Er ist eben aus New York herübergekommen, um ein Porträt für die "Art Review" zu schreiben. Und er hat extra schriftlich vorher einen Termin vereinbart. Doch Giacometti kann sich an nichts erinnern, muß arbeiten und will ihn vor die Tür setzen. Da entdeckt er etwas. Er entdeckt, daß dieser energische, kultivierte Amerikaner das Gesicht eines Mörders hat. Und jetzt will er ein Porträt zeichnen, seins. Es gelingt nicht. Sie versuchen es wieder. Aus Tagen werden Wochen. Giacometti ist kratzbürstig, selbstzerstörerisch und besessen. James Lord ist stolz, als Modell erwählt zu sein, und meditiert über Kunst und Künstler. Sie sitzen sich im Atelier gegenüber, belauern sich und würden einander am liebsten an die Kehle gehen. Doch die Wunden, die sie sich schlagen, öffnen sie auch; wer sich erst einläßt, muß sich auch ausliefern.
Leidenschaft und Verzweiflung haben die Konventionen weggeätzt. Und darum geht es. "Es geht darum", sagt Giacometti, "zu zeigen, was vom Menschen übrigbleibt, wenn das Scheinbild weg ist."
Aufnahme-/Produktionsdatum: 00.03.1995
Aufnahmeort: DLR Berlin
Erstsendedatum: 03.12.1995
Sprecher und Rollen: Dagmar Manzel (Anna Andress); Jenny Antoni, (Susanne Andress); Hermann Beyer (Rudolf Krappmann); Hermann Lause (Bernd Voß); Hilmar Thate (Robert Kowalski); Thomas Holtzmann (Fred P. Paul); Heinz Hoenig (Peter Stadel)
Technik: Bernd Friebel (Ton); Monika Brummund (Schnitt)
Inhalt: Anna Andress hat ein Haus in der Randow (Brandenburg) ausgebaut und will dort malen. Doch das Haus zieht auf ganz eigene Weise Menschen an: Ihren Mann, der trinkt und mit dem neuen Aufschwung ebensowenig klarkommt wie mit dem alten Gleichmaß. Die Tochter, die in Berlin aufs Gymnasium geht, aber bei der Mutter eben mal nach dem Rechten sehen muß. Den Jäger aus dem Westen, des sich nicht ohne Eigennutz um das Naturschutzgebiet bemüht. Den Bürgermeister, der weiß, daß man als Bürgermeister immer in der Partei und immer in der wichtigsten sein muß. Den Westmanager und seinen Ostgehilfen. Und in der Ferne schon mal die Fremden, die nachts über die Grenze wollen. Die Randow ist eine deutsche Landschaft. "Randow" ist eine Komödie.
Aufnahme-/Produktionsdatum: <02.05.1995
Aufnahmeort: SFB-DLR Berlin
Erstsendedatum SFB: 02.05.1995
Sprecher und Rollen: Leslie Malton (Sie); Felix von Manteuffel (Er); Detlef Jacobsen (Stimme); Hilmar Thate (Kontrolleur); Christine Oesterlein (Seeteufel); Corinna Kirchhoff (Bild)
ÜbersetzerIn 8aus dem Dänischen): Lutz Volke
Komponist: Klaus Buhlert
aus dem Pressetext: "Er träumt davon, daß der Fisch - ein Seeteufel - , dem er unter Wasser begegnet und der später auf seinem Teller liegt, seine Mutter sei. Seine Frau träumt, ihre Kinder wären mit dem Zug weggefahren, hätten aber weder Geld noch Fahrkarte, dafür knipst der Kontrolleur - möglicherweise ihr Vater - mit seiner Zange ihr Löcher in die Hände. Träume offenbaren Unbewußtes. Träume können schrecklich sein. Aber wir müssen mit ihnen leben. Das Leben - ein Albtraum? 'Das träumende Haus' ist ein heiteres Stück. In unseren Träumen halten wir uns selber zum Narren. Wir relativieren die Wirklichkeit und versetzen das feste Gebäude, das wir um uns errichten in Schwankungen. Unser Gebäude ist ein Gehäuse, das in Träumen erlebbar wird."
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 13.09.1995 - 07.10.1995
Erstsendedatum: 30.09.1996; 07.10.1996
Übersetzer (aus dem Rumänischen): Ernest Wichner
Sprecher und Rollen: Günter Einbrodt (Alexandru Serban); Horst Raspe (Claudiu Jacob); Grete Wurm (Genossin Mardare); Thomas Kylau (Mann); Margrit Carls (Maria Sarescu); Chris Pichler (Sabina); Hans Piesbergen (Tonbandstimme); Thomas Holtzmann (Dr. Bentan); Stefan Merki (Ingenieur)
Komponist: Klaus Buhlert
Technik: Wilfried Hauer; Susanne Herzig
Erstsendedatum DLR: 09.06.1996 13.35-14.30
Erstsendedatum DLR: 15.09.1996 18.35-20.00
Sprecher und Rollen: George Tabori (Der Indianer); Chris Pichler (Der Indianer)
PR-Text: Ein alter Indianer, der mit einem Weißen redet. Eine Kunstfigur, durch die der Dichter spricht, sich und die westliche Zivilisation befragt, sich verspottet und uns, die wir womöglich gern Aussteiger wären und von einer anderen, ursprünglichen Kultur träumen, die es nirgends mehr gibt, weil wir sie zerstört haben. Für den Weißen gibt es keinen Heimweg in dieser Nacht und bei diesem Wetter, und da er es eilig hat, soll er die Uhr ablegen und die Brieftasche und die Gewohnheiten
Komponist: Klaus Buhlert
Aufnahmeort: Berlin (DeutschlandRadio)
Erstsendedatum DLR: 08.12.1996
Sprecher und Rollen: Detlef Jacobsen (Morgenstern); Gerry Wolff (Bildad); Therese Affolter (Frau Morgenstern); Hermann Lause (Dr.Heidecker/1.Teufel); Chris Pichler (Gorilla/2.Teufel); Anton Rattinger (Dolfi/Tiger/2.Teufel); Walter Pfeil (Putz/Elefant/Hermann); Dorothea Hanke (Frau Grünspan); Michael Walke (Schornsteinfeger/kahler fettermann)
Komponist: Klaus Buhlert
PR-Text: Morgenstern, der jüngst Kritiker Wiens, hat einen Alptraum. In einem exklusiven Restaurant warten Gäste und Wirt Hermann auf die Preisvergabe des Kronawitter Guide. Hermann hofft vergeblich auf einen Stern für sein Wiener Schnitzel. Die schleimende Untertänigkeit von Gästen und Wirt verwandelt sich schlagartig in antisemitische Aggressionen... Taboris jüngstes Stück, im Frühjahr 1996 in Wien uraufgeführt, nun in einer Hörspielfassung
Aufn.-/Prod.dat.: 00.00.1996
Aufnahmeort: MDR Leipzig
Sprecher und Rollen: Horst Bollmann (Kommissar); Detlef Jacobsen (Jürgensen); David Hirsch (Jason Carmickel); Angela Schanelec (Elsa); Martin Engler (Jan Baumgarten); Iris Böhm (Astrid); Stefan Merki (Trolle); Frank Sieckel (Arzt); Ute Loeck; Bettina Riebesel (Passanten)
PR-Text: Ein Mann taucht unvermutet im Polizeipräsidium auf und wünscht den Kommissar zu sprechen. Er ist alt, er trägt einen langen schwarzen Mantel und einen schwarzen Hut. Auch seine Haut ist schwarz. Er will einen Mord gestehen, einen Mord allerdings, den er erst begehen will. Er heißt Jason Carmickel, ein Amerikaner, der nach dem Krieg in Deutschland geblieben ist. Ein Arzt. Der Mann, dessen Tod er ankündigt, heißt Jan Baumgarten. Die Adresse ist Geibelstraße 8. Ein Musiker, Jazztrompeter. Der Kommissar fragt sich, ob er der ganzen Geschichte Glauben schenken soll. Nichtsdestotrotz muß er ihr nachgehen. Auch das potentielle Opfer scheint sich von der Drohung wenig beendrucken zu lassen. Immerhin versteht der Kommissar, daß es dem seltsamen wortkargen Amerikaner auch um eine Machtprobe geht: Wird es kriminalistischen Spürsinn gelingen, die offenbaren Pläne des Alten zu durchkreuzen? Daß er ihn ernster nehmen muß, als es zuerst schien, zeigt sich jedenfalls bald. Zumal da auch noch Elsa ist, Jasons erwachsne Tochter. Und ihr Kind, das es gar nicht gibt.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 12.03.1996-20.03.1996
Aufnahmeort: Berlin (H2 Nalepastraße)
Erstsendedatum DRB: 28.04.1996 18.35-20.00
Sprecher und Rollen: Hermann Beyer (Herr Paul); Christine Oesterlein (Luise, seine Schwester); Cornelius Obonya (Helm); Anja-Marlene Korpiun (Lilo); Vadim Glown (Schwarzbeck)
Komponist: Klaus Buhlert
Technik: Venke Decker (Ton); Katrin Martin (Ton); Peter Kainz (Aufnahmeleiter)
PR-Text: Herr Paul lebt seit Jahrzehnten in einer zerfallenden Fabrik, geht niemals auf die Straße und verweigert jede Arbeit. Herr Paul kennt das Leben, ohne die Welt je gesehen zu haben. Herr Paul leistet nichts, Herr Paul leidet nicht. Herrn Helms Credo dagegen ist Leistung, Dynamik seine Passion- Helm hat die alte Seifenfabrik geerbt und will sie zur Großwäscherei umbauen lassen. Aber: Herr Helm hat kein Geld, stattdessen hat er ein Problem: Herrn Paul. Herr Paul ist der nicht wegzuorganisierende Rest in der Geschichte, ein Fragezeichen hinter jedem Muß.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 09.12.1996 - 11.01.1997
Aufnahmeort: Hamburg
Erstsendedatum NDR: 28.03.1997
Sprecher und Rollen: Corinna Harfouch (Medea); Werner Wölbern (Jason); Christa Wolf, (Einführungs- und Zwischentext); Peter Roggisch (Akamos); Chris Pichler, (Agameda); Miriam Kohler (Glauke); Willem Menne, (Leukon)
Komponist: Klaus Buhlert, (Hörspielmusik)
Technik: Günther Beckmann, (Ton); Sabine Kaufmann (Schnitt)
Regieassistenz: Gabriele Roosch
Wie schon in ihrem Roman "Kassandra" unternimmt Christa Wolf eine Umdeutung des machtvollen Mythos: Ihre Medea ist keine Furie, sondern Leidende, nicht Täterin, sondern Opfer, Opfer von politischen Mächten, die Menschlichkeit nicht zulassen. Eine schöne wilde kluge Frau, Therapeutin und Heilerin. Sie flieht mit Jason aus der Heimat Kolchis, als sie den Mord an ihrem Bruder entdeckt, eine Tat, mit der der König seine Macht zu festigen sucht. In Korinth wird sie wegen ihres Stolzes und ihrer Andersartigkeit ausgegrenzt, verleumdet und schließlich verantwortlich gemacht für Katastrophen, die die Stadt heimsuchen. Nicht sie, sondern ein wütender Pöbel steinigt ihre Söhne. Medeas "Untaten" als kalkulierte Verbrechen zum Zwecke männlichen Machterhaltes, wie in Kolchis, so auch in Korinth - diese Lesart bietet vielfältige Interpretationen und läßt sich in manchen Passagen als kaum verschlüsselte Parabel auf die jüngere Ost-West-Geschichte deuten. Entsprechend unterschiedlich und auch kritisch reagierten die Feuilletons. "Medea. Stimmen" erzählt den Mythos aus der Perspektive der Beteiligten, die sich in großen Monologen zum Geschehen äußern. Das Hörspiel nutzt diese Erzählstruktur, indem es den Stimmen des Romans unmittelbar zum Ausdruck verhilft.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 05.10.1997 - 22.10.1997
Aufnahmeort: ORB
Erstsendedatum BR: 28.05.1999
Sprecher und Rollen: Corinna Harfouch (Anna); Renate Pick (Fräulein B/Die Ältere); Conny Wolter (Fräulein C/Die Jüngere); Jürgen Holtz (Sprecher/Lautsprecherstimme)
Komponist: Klaus Buhlert
Regieassistenz: Andreas Meinetsberger
PR-Text: "Fräulein A. ist einer von den grün-/blau-/rotgekittelten Engeln, die frühmorgens kurz vor 8.00 Uhr mit der Kasse unterm Arm ... an die ihnen zugewiesenen Kassen treten ..." So beginnt ein Tag in dem Supermarkt-Kassiererinnenleben: die Szenerie im Pausenraum, die Schikanen durch Kolleginnen, Kunden oder Betriebsleitung unterscheiden sich nur graduell. Oder ist doch bloß alles eine Frage der jeweiligen Optik? Gerät da nicht plötzlich eine Männerwelt in Verzückung? Ist man womöglich eine von König Lears Töchtern? Werden denn nicht - und warum nicht jetzt - alle "Sprüche/Gleichnisse/Prophezeihungen" erst einmal wahr? Lothar Trolle läßt sie Gestalt annehmen und arrangiert Bilder einer verlorenen Utopie von ungeheurer sprachlicher Wucht.
* Lothar Trolle, 1944 in Brücken/Sangerhausen geboren, war nach dem Abitur zunächst in verschiedenen Berufen, u.a. als Transport- und Bühnenarbeiter, tätig, absolvierte ein Philosophiestudium an der Humboldt-Universität und lebt seit 1970 als freiberuflicher Schriftsteller in Ost-Berlin. Neben Erzählungen und Übersetzungen schrieb er zahlreiche Stücke. Er arbeitete am Schauspiel Frankfurt als Hausautor, danach entstanden für verschiedene Theater (u.a. das Berliner Ensemble) Auftragsarbeiten.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 23.06.1997 - 28.06.1997
Aufnahmeort: BR München Studio 10
Erstsendedatum BR: 06.07.1997
Sprecher und Rollen: Traugott Buhre (Amenhotep); Jens Harzer (Seth)
Komponist: Klaus Buhlert
Technik: Wilfried Hauer; Susanne Herzig
Regieassistenz: Christiane Klenz
PR-Text: "An einem heißen Wochenende - war es vor 14 Tagen? - schrieb ich 'Meine Grabinschrift'. Ein herbes Sprechstück stand vor mir, keine Bewegung, nur Sätze, allerdings Satz um Satz gesprochen wie geschrieben. So gespannt wie diese 2 Tage schien mir mein Sprachbogen noch nie. Selbstverständlich mit der ständigen Angst, daß er bricht, der Bogen. Rindfleisch steht da unverhofft auf einem weißen Holzschild in schwarzer Schrift am Straßenrand. Natürlich weiß ich, was gemeint ist, und trotzdem steht da nichts anderes zu lesen als Rindfleisch, warum nicht Rindviech? Dann taucht so ein Wort in einem meiner Texte wie hier auf, und keiner weiß, was das soll. Das ist Wirklichkeit. Der Angst wird nur Wirklichkeit Herr. Wenn die Angst von Wurzeln durchwachsen ist, kann man den Baum endlich ausreißen mit dem dunklen schweren Ballen um die Wurzeln, und man hat die Angst los, meint man. Ancient. Ich schrieb meine Sätze, und das Hirn funkte zwischendurch ancient. Zur geschriebenen Sprachebene stieß das Wort ancient nicht durch. Auch nicht ancestor. Positives sage ich mir nur auf englisch, die Lebensqual steht mir nur deutsch zur Verfügung. Ancestor. Wer weiß aus heiterem Himmel, was das heißt? Ich wäre natürlich gerne in die königliche Höhe vorgestoßen, und aus Psut wäre Hatschepsut geworden. Ich spürte, daß Psut gerne eine Prinzessin gewesen wäre, aber sie hätte mich, mein Alter ego, meine Schreibperson, die von mir geschriebene Person, nicht als König erkannt, und das langweilte mich schon im unbewußten Teil, so daß ich im Denken gar nichts wegzuschieben brauchte. Luft! Rindfleisch? Ancient heißt alt, und ancestor heißt Ahne. Hatte mich mit Amenhotep ein alter Ahne besucht? Ich weiß es nicht. Rindfleisch. Sicher ist nur, daß es heute um einiges heißer ist. Ich bin allein und sehne mich nach neuen Fantasien" (Herbert Achternbusch).
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 22.11.1997 09.12.1997
Erstsendedatum DRB: 04.10.1998 13.30-14.30
Sprecher und Rollen: David Czesienski (Cedric als Junge); Horst Bollmann (Dick als Bettler); Fabian Wien (Dick als Schuhputzjunge); Traugott Buhre (Graf von Dorincourt); Corinna Kirchhoff (Mutter); Hermann Lause (Mr. Hobbs); Gerry Wolf (Polizist); Dieter Ranspach (Mr. Havisham); Walter Pfeil (Dougal); Tilly Lauenstein (Dawson); Katrin Klein, (Mary); Christine Schorn (Frau)
Komponist: Birger Heymann
Regieassistenz: Mandy Rahn
Auf den Straßen von New York lebt ein alter Bettler. Er heißt Dick und hat eine wertvolle Uhr. Jedem, der vorbeigeht, erzählt er die Geschichte dieser Uhr. Als Dick ein kleiner Junge war, hat er als Schuhputzer gearbeitet. Und er hatte zwei Freunde: den Heringshändler Mr. Hobbs und einen kleinen Jungen, der Cedric hieß. Die drei haben oft auf Mr. Hobbs' Heringsfässern gesessen und gequatscht. Plötzlich kam eine unglaubliche Nachricht: Cedric habe einen Großvater in England, der ein reicher Graf sei. Und die Nachricht war wahr. Cedric fuhr nach England und wurde ein kleiner Lord. Die Uhr war sein Abschiedsgeschenk. * Frances Burnett wurde 1849 in England geboren und lebte später in Amerika, wo sie 1924 starb. Ihre Geschichte vom kleinen Lord Cedric wurde weltberühmt. * Simone Schneider, geboren 1962 in Duisburg, lebt als freie Autorin in Berlin und schreibt Theaterstücke und Hörspiele.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 09.01.1998 - 20.01.1998
Sprecher: Ulrich Wildgruber; Hermann Lause; Winnie Böwe
Komponist: Wolfgang Florey
Solisten: Wolfgang Florey; Joachim Gies; Tan Kutay
Regieassistenz: Heike Tauch
PR-Text: Erzählt wird von dem Seeräuberkapitän Bargan, der seine Mannschaft über die Meere und durch jede Gefahr führt. Wo er ist, gibt es Sicherheit und fette Beute. Ein Mann, bewundert von allen und wie geschaffen dafür, "den Himmel zu erobern". Doch ihm stößt etwas zu: Bargan liebt einen Mann aus seiner Truppe, den fetten und schamlosen Klumpfuß Croze, diesen Hund, "ein böses, gefräßiges Kind", das ihn zugrunderichtet, nach und nach. "So ging es ihm, der ein großer Mann war, eine Anstrengung Gottes, so konnte es jedem von uns gehen, mitten im Licht wurde man überfallen, so unsicher sind wir alle auf diesem Stern." Die Bargan-Geschichte, geschrieben 1921, gehört zu den frühen Meisterwerken Brechts.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 11.05.1998 - 20.05.1998
Aufnahmeort: FBS Studio 7
Erstsendedatum: 23.07.1998
Übersetzung aus dem Italienischen: Karin Fleischhanderl
Sprecher und Rollen: Detlev Jacobsen (Erzähler); David Hirsch (Dichter); Naomi Krauss (Lucrezia); Claudia Hübbecker (blonde Frau); Conny Wolter (Connie); Charles Wirths (Beichtvater)
Regieassistenz: Tatjana Raff
PR-Text: Die hübsche Blondine ist eine Ausnahme. Sonst empfängt er nur noch selten Besuch, denn die Freunde und Freundinnen von einst sind längst nicht mehr unter den Lebenden, und an den neueren Zeiten scheint ihm wenig gelegen. Als Grandseigneur der italienischen Nachkriegsliteratur ist er längst so sehr zur Institution geworden, daß sich zwar Übersetzer und Philologen in aller Welt mit seinen Texten beschäftigen, er sich aber inmitten seiner heimischen Erinnerungsstücke wie ein Verlassener fühlt - alleingelassen mit seinen erotischen Erinnerungen, die zugleich Erinnerungen an die Entstehung vielzitierter Gedichte sind. Nicht ohne Eitelkeit widmet er seiner kenntnis- aber nicht eben verständnisreich plaudernden jungen Besucherin ein Gedicht, das er selbst als schlechte Selbstparodie empfindet und für das sie den Maestro anhimmelt. Sie scheint ihm in die Falle zu laufen. Das Merkwürdige ist nur, daß er sich selbst plötzlich in der Falle eines dauernden Selbstbetrugs fühlt, dem sein Lebenswerk die Existenz verdankt.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 20.06.1998 - 30.06.1998
Erstsendung MDR Kultur: 05.02.1999
Übersetzung aus dem Französischen: Anette und Paul Bäcker
üBeRarbeitung: Hans Bräunlich
Sprecher und Rollen: Felix von Manteuffel (Denis Diderot, Philosoph); Conny Wolter (Anna Dorothea Therbouche); Tina Engel (Antoinette, Gattin von Diderot); Claudia Hübbecker (Angelique, Tochter von Diderot); Naomi Krauss (Mademoiselle d'Holbach); Steffen Großmann (Baronnet, Sekretär von Diderot)
Komponist: Wolfgang Florey
Tonmeister: Peter Kainz
Technik: Venke Decker (Schnitt)
PR-Text: Der Philosoph Denis Diderot ist im Schloß von Baron d'Holbach zu Gast. Doch umgeben von weiblichen Herausforderungen unterschiedlichster Art, kommt der Herausgeber der berühmten "Enzyklopädie" nicht zur Ruhe: Baron d'Holbachs Tochter, ein junges Mädchen, dessen Leidenschaften gerade erst geweckt wurden, bedrängt ihn. Seine Ehefrau fordert nunmehr endgültig die eheliche Treue ein, und seine Tochter die Einwilligung für ein selbstbestimmtes Leben, wenn möglich mit einem unehelichen Kinde. Und das alles in einer Situation, in der Diderot den Reizen der weltläufigen Madame Therbouche erliegt, die ihn porträtieren will. Dabei wird seine Geduld in mehr als ine Hinsicht auf die Probe gestellt. Zumal eine Fracht kostbarer - für die Zarin bestimmter - Bilder in Gefahr st, gestohlen zu werden. Außerdem hat Jean-Jaques Rousseau seinen Artikel über die Moral nicht geliefert. Diderot müßte ihn nun selber schreiben, denn die Druckerei wartet uf das Manuskript, doch hat weder Lust noch Zeit dazu. Die Reize der Damen beschäftigen ihn weit mehr. - So sehr, daß er beinahe zu spät bemerkt, wie übel ihm mitgespielt wird.
Aufnahme-/Produktionsdatum: 02.02.1999
Aufnahmeort: SFB Berlin
Erstsendedatum: 02.02.1999
Sprecher und Rollen: Gisela May (Marlene); Gisela Uhlen (Leni)
Komponist: Wolfgang Florey
Instrumentalist: Joachim Gies
Bearbeiterin: Regine Ahrem (Dramaturgie)
PR-Text: Leni Riefenstahl klettert über den Balkon in der Avenue Montaigne in Paris, wo Marlene Dietrich ihr acht qm großes Bett seit Jahren nicht mehr verlassen hat. Leni hat große Pläne: sie will "Penthesilea" drehen, ihren letzten Film und das mit Marlene, die - physisch und psychisch ein "Wrack" - nur noch mit den Trümmern ihrer eigenen Legende hantiert. Natürlich lehnt Marlene, deren Worte "I've been photographed to death" zum Diktum geworden sind, ab. Aber Leni, die die Welt insgesamt nur als ästhetisches Phänomen fassen kann, bleibt hartnäckig. Die Sache ist für sie existentiell. Im Niemandsland zwischen abgelaufener Lebenszeit und aufgeschobenem Tod beginnt der Kampf der beiden preussischen Titaninnen. Das eigene Leben und ein ganzes Jahrhundert werden besichtigt und verworfen, verklärt und verflucht. An einem historischen Wendepunkt des 20. Jahrhunderts trafen Marlene und Leni Entscheidungen, die entgegengesetzter nicht hätten sein können. Sie wurden bestimmend für ihre ganze weitere Biographie. Doch die Antipoden verwischen sich: hinter den zementierten Fronten lauert das sorgsam gehütete Geheimnis einer fundamentalen Gleichheit. Marleni - ein deutsches Schwesternmärchen, in dem die gute Schwester die böse Schwester ist.
* Thea Dorn, geboren 1970 bei Frankfurt a. M., Gesangsausbildung u. Philosophiestudium, unterrichtet Philosophie an der FU Berlin. Journalistische und wissenschaftliche Veröffentlichungen. Ihr Krimi-Debüt "Berliner Aufklärung" (1994) wurde mit dem Raymond-Chandler-Preis ausgezeichnet. "Marleni" ist ihre erste Hörspielarbeit.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 15.02.1999 - 26.02.1999
Sprecher und Rollen: Walter Schmidinger (Theodor Bruch); Else Grube-Deister (Luise Kubin); Detlef Jacobsen (Martin Sperling); Hermann Lause (Rainer Manitlowski); Fritzi Haberlandt (Ingeborg Schönbrunn); Inge Keller (Mathilde von Mosch)
Technik: Peter Kainz (Toning.)
PR-Text: Prof. Dr. Bruch, eine Jahrhunderterscheinung, der Chirurg, der Fürsten und Könige operierte, der von seinen Patienten verehrt wird wie ein Gott, ist nunmehr in den Ruhestand versetzt. Seit einem halben Jahr braucht ihn die Universitätsklinik nicht mehr. Für Bruch das Ergebnis von Intrigen, angezettelt von hochgespülten Sumpfblüten der Nachkriegszeit. Doch einer wie Bruch braucht weder Staat noch Minister, noch Pension. Er ist Herrscher in seinem eigenen Reich. Und nur das läßt er gelten! Die Eröffnung einer eigenen Klinik, in ihrer Art einmalig in Europa, soll Antwort auf die Pensionierung sein. Seine zukunftsträchtige Vision ist von verführerischer Überzeugungskraft. Ein Geschäftsmann will Lizenz und Geld beschaffen, und die (ahnungslose) Besitzerin der ins Auge gefaßten Immobilie gibt freudig ihr Einverständnis zu dem Plan. Doch der "Chef" ist nicht nur ein Genie, er ist auch ein alter Mann. Verwirrt und dement erlebt ihn seine Haushälterin. Als er noch einmal Lieber Gott spielt, um ein Leben zu retten, passiert Fürchterliches in der Villa Bruch. Christoph Hein ließ sich für sein Stück von deutschen Medizinerschicksalen inspirieren. Bruch aber ist eine fiktive Gestalt, die ihre eigene Welt der Realität entgegenstellt. So erzählt das Stück auch von der suggestiven Kraft der Utopie und deren Niedergang.
Aufnahme-/Produktionsdatum: 04.05.1999
Erstsendedatum SFB: 04.05.1999
Sprecher und Rollen: Hermann Beyer (Matthes); Renate Krößner (Luise); Volker Braun, (Volker Braun); Irm Hermann (Frau Meier); Kathrin Martin (Angestellte); Axel Wandtke (Schmidt); Horst Lebinsky (Schlack); Bernhard Schütz (Fels); Hans-Peter Hallwachs (Chef); Cornelius Obonya (Beamter); Udo Kroschwald (Lorenz); Klaus Hecke (Büssing, Arbeiter); Thomas Neumann (Hänfling); Karl-Heinz Choynski (Schlosser); Peter Kainz (Wietrychowski); Siegfried Pfaff (Pförtner)
Komponist: Wolfgang Florey
Regieassistenz: Robert Schoen
Dramaturgin: Gabriele Bigott
Pressetext: Sie waren wer, die vier Herren Werkzeugmacher. In ihrem Werk in der Vorstadt Schweineöde machte ihnen keiner was vor. Unersetzlich fühlen sie sich - bis sie eines Tages die Wende überrascht. Da finden sie sich plötzlich ohne Arbeit draußen vor den Werktoren wieder. Und sind nicht mehr die, die sie waren. Matthes, ihr Brigadier, glaubt darüber den Verstand zu verlieren ... Und auch wenn am Ende für sie alles noch mal glimpflich ausgeht und sie unter einem neuen Herrn in den alten Betrieb zurückkehren dürfen, "blieb etwas Dunkles und Ungeklärtes. Sie konnten nicht viel verloren haben, aber etwas Unvergeßliches, das nicht wieder zu kaufen war."
Volker Braun erzählt, von einer italienischen Renaissancenovelle angeregt, ein Gleichnis vom vertauschten Leben, und im ebenso verzwickten wie simplen Ablauf der Geschichte von den vier dicken Männern erzählt sich fast nebenbei die Geschichte von vielen. Eine Tragikkomödie.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 07.06.1999 - 10.06.1999
Aufnahmeort: FBS Regie 2
Erstsendedatum: 01.11.1999
Sprecher und Rollen: Horst Bollmann (der alte Mann)
Regieassistenz: Mark Ginzler
Der Sophie-Charlotte-Platz, benannt nach der "philosophischen" Königin, der das ganze Stadtviertel seinen Namen verdankt, ist ein prunkloser Ort in der alten und neuen Hauptstadt. Wer mehr als ein halbes Jahrhundert im selben Stadtviertel lebt, schätzt solche unauffälligen Lokalitäten. Denn kein öffentliches Interesse verstellt hier die Wege, die in die eigene Vergangenheit führen. Von solchen Spuren handelt der Monolog des alten Mannes, der in Charlottenburg aufwuchs und dessen Nachkriegs-Jugend mit einem Schlag endete, als er ein Amtsgebäude am Platze betrat, um den Freitod der eigenen Eltern zu melden.
Aufnahme-/Produktionsdatum: 00.09.1999
Erstsendedatum DLR: 07.11.1999 18.30-20.00
Übersetzung aus dem Dänischen: Lutz Volke
Sprecher und Rollen: Ulrich Wildgruber (Holger); Chris Pichler (Puppe); Brigitte Kahn (Erna); Claudia Hübbecker (Dorte); Irm Hermann (Laila); Brigitte Röttgers (Helene); Stefan Wigger (Jensen); Detlef Jacobsen (Herman); Fritz Schediwy, (Rex); Axel Wandtke, (Postbote)
Komponist: Wolfgang Florey
Holger herrscht Rex über seinen Hotelbetrieb an der dänischen Küste noch genauso despotisch wie eh und je. Allerdings gibt es jetzt E-Herde und Kaffeemaschinen. Holger, Rex' Chauffeur, mag den neumodischen Kram nicht. Trotzdem kauft er sich eine Plastikpuppe. Die Plastikfrau kommt mit der Post, und statt bescheiden zu warten bis Holger sie aufbläst, fragt sie nach ihren Vorgängerinnen. War das Lust mit der Köchin Erna? Hat Holger Dorte geliebt, die man gerade als "Deutschenhure" beschimpft und kahlgeschoren hatte? Oder die Deutsche Helene, die sich gleich nach dem Krieg in Dänemark an den Strand legte? * Klaus Rifbjerg, geboren 1931 in Kopenhagen, war Filmregisseur und Kritiker, 1984-92 Direktor im Verlag Gyldenal, schreibt Romane, Novellen, Dramatik, Lyrik, Hörspiele: u.a. "Das träumende Haus" (SFB 1995) und "Die Zeit vergeht" (WDR 1997). 1999 Nordischer Preis der Schwedischen Akademie.
Aufnahme-/Produktionsdatum: 00.11.1999
Erstsendedatum DLR: 15.12.1999
Sprecherin: Corinna Harfouch
Solisten: Werner Matusch (Baß); Jörg Gottschick (Bariton); Christian Mücke (Tenor); Ulrike Bartsch (Alt)
Die Ärzte setzen ihr bei örtlicher Betäubung ein neues Gelenk ein. Von der Hüfte bis zu den Zehenspitzen fühlt sie nichts. Während der Operation fallen ihr Redensarten und alte Geschichten ein, die davon handeln, wie jemand versteinert. Sie findet etwas heraus: Die Fähigkeit, anwesend zu sein, ohne zu fühlen, ist alt und viel geübt und gehört zu jener Kultur, die auch die Kunst der Chirurgen hervorgebracht hat. Doch sie denkt auch an tröstliche Steine, die in der Hand warm werden und freundlich klicken.
Aufnahme-/Produktionsdatum: 00.04.2000
Erstsendedatum DRB: 04.06.2000
Übersetzung aus dem Englischen: Karin Kersten
Sprecher und Rollen: Horst Bollmann (Otto Korner/Erzähler); Stefan Wigger (Benno Hamburger); Hermann Lause (Dr. Comyns); David Hirsch,(Nahum Lipschitz); Henning Schlüter (Lazar Poliakov); Klaus Herm (Adolphe Sinsheimer); Leslie Malton (Mandy Dattner/Magda Damrosch); Lieselotte Rau (Hermione Perlmutter); Eleonore Zetsche (Tosca Dawidowicz); Hermann,
Komponist: Joachim Gies
Otto Korner wohnt inmitten einer exentrischen Schar jüdischer Exilanten in einem Altersheim in Manhattan. Die Theaterproben zu "Hamlet" und das plötzliche Auftreten einer jungen Krankengymnastin, die seiner einstigen Jugendliebe verblüffend ähnelt, rauben ihm gleichermaßen den Schlaf. Zudem findet Korner sich unverhofft in der Doppelrolle als Regisseur und Prinz wieder. Korner führt Tagebuch und rechnet darin mit den Intrigen seiner Heimgenossen ab, setzt sich grimmig mit den Plagen des Alters auseinander und verliert sich ab und an in seinen mit Schuldgefühlen beladenen Erinnerungen.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 02.06.2000 - 19.07.2000
Übersetzer aus dem Französischen: Annette und Paul Bäcker
Bearbeitung: Heide Böwe
Sprecher und Rollen: Walter Schmidinger (Freud); Therese Affolter (Anna, seine Tochter); Markus Meyer (Der Besucher); Oliver Stern (Der Nazi); Wolfgang Boos; JohannesGabriel; Rayk Gaida; Steffen Moratz; Matthias Otte; Manolo Palma; Andreas Range; Andre Rudolph
Regieassistenz: Stanka Kossewa
Komponist: Joachim Gies
Aufnahmeleitung: Holger König
Technik: Hans-Peter Ruhnert (Toning.)
PR-Text: Wien, 22. März 1938: Die Deutsche Wehrmacht hält Österreich seit elf Tagen besetzt. Obwohl die neuen Herren Wiens die Juden unerbittlich verfolgen, und Sigmund Freud sich immer dreister werdender Schikanen eines Gestapooffiziers ausgesetzt sieht, weigert er sich, Wien zu verlassen, obgleich ihn seine Tochter an diesem Abend wieder verzweifelt darum bittet. Als der Offizier erneut erscheint, um Freud seine letzten Ersparnisse abzupressen, revoltiert Anna auf das Heftigste und wird verhaftet. Freud bleibt allein zurück, krank, verängstigt, verzweifelt. Da erscheint aus heiterem Himmel ein eleganter Herr in seinem Arbeitszimmer. Der Unbekannte weigert sich, seine Indentität preiszugeben, verblüfft seinen unfreiwilligen Gastgeber mit Geheimnissen aus dessen Leben, von denen nur Freud selbst wissen kann und verwickelt ihn in Widersprüche. Freud lässt sich auf eine Auseinandersetzung ein, verteidigt seinen Atheismus, seine Lehre und wird immer unsicherer: Wer ist dieser Mann eigentlich? Der entflohene Geisteskranke, den die Gestapo sucht, ein Einbrecher, Satan, am Ende - Gott?
Aufnahme-/Produktionszeitram: 00.09.2000
Sprecher und Rollen: Hermann Lause (Arthur); Hermann Beyer (Bruno)
Komponist: Wolfgang Florey
Regieassistenz: Margit Kreß
PR-Text: Zehn Jahre nach der Wende: Arthur und Bruno, zwei alte Kämpfer aus dem Osten, treffen in einer Nervenklinik aufeinander. Arthur, der aus dem Umfeld der Kirche stammende Oppositionelle des untergegangenen Arbeiter- und Bauernstaats, ist an der Nachwendeentwicklung in Deutschland irre geworden. Da ist es schon eine Ironie der Geschichte, dass er in der Klapse ausgerechnet dem 250%igen Kommunisten Bruno begegnet, der bis zum letzten Tag der DDR nicht am Sinn der segensreichen Diktatur des Proletariats gezweifelt hat. Beide versinnbildlichen sie die extremen Pole der Existenz im bisher einzigen sozialistischen Staat auf deutschem Boden. Tragischerweise kämpfen sie noch einmal ihren Kampf, dessen einstige Bedeutung zusammengeschnurrt ist auf den Streit um das Privileg der Nutzung des Gefängnisparks. * Uwe Mengel, geboren 1945 auf Rügen, lebte zuerst in Ost-, später in Westdeutschland, bevor er in die USA (New York) übersiedelte. Er ist Autor von Theaterstücken, Performances, Fernsehdokumentationen und Hörspielen, zuletzt: "Preussisch Hawai" (1999). "After Rose" wurde im März 2000 in Dresden uraufgeführt. Mengel lebt inzwischen wieder in Ostberlin.
Regie: George Tabori
Aufnahme-/Produktionsdatum: 05.09.2000
Sprecher und Rollen: Hildegard Schmahl (Verwandte Eleazars); Michael Degen (Flavius Josephus)
Hörspiel nach Flavius Josehpus "Der jüdische Krieg"
Mitschnitt einer Aufführung des Theaters "Der Kreis", Wien, aus dem Hebbel-Theater Berlin
Aufnahmedatum: 00.10.2000
Übersetzer aus dem Kroatischen: Mirjana und Klaus Wittmann
Bearbeitung: Jörg Jannings
Sprecher und Rollen: Jens Harzer (Cigla); Detlef Jacobsen (Levi); Martina Galisz (Djana); Winnie Böwe (Elvira); Martin Engler (Adam); Max Hopp (Stanko); Boris Aljinovic (Picek)
Aufnahmeleitung: Peter Kainz
Regieassistenz: Andreas Meinetsberger
Redakteur: Sibylle Becker-Grüll
Sie bilden eine Zwangs- und Zweckgemeinschaft. Sie sind die Reste einer Familie. Sie reden - meist bei Tisch - übereinander, manchmal miteinander, und sie leben mitten im Krieg. Mit "Cigla" hat der in Zagreb lebende Autor auf komisch brüchige Art den kroatisch-serbisch-bosnischen Krieg thematisiert. Vier Brüder verbringen in ihrer abgenutzten Wohnung die Jahre zwischen 1991 und 1995. Levi, einst Zögling der jugoslawischen Luftwaffenakademie, hat sich zum pazifistischen Hippie verpuppt und hängt als Frührentner herum. Stanko ist arbeitslos, geschieden, unpolitisch und unzufrieden. Adam spielte vor dem Krieg Klavier in einer Bar. Cigla (Ziegelstein) ist mit 25 Jahren der Jüngste. Er liebt und schwebt orientierungslos aber heiter zwischen allen Fronten, bis er eingezogen wird. Als er nach drei Jahren wiederkommt, ist er ein gebrochener Mann. In der Wohnung hat sich nichts geändert, und Cigla verschwindet aus der nicht mehr lebbaren Welt. * Filip Savogovic, geboren 1966 in Zagreb, ist Autor und Schauspieler an den wichtigsten kroatischen Theatern. Für "Cigla", sein zweites Theaterstück, erhielt er 1999 den Theaterpreis für das beste kroatische Stück.
Sprecher und Rollen: Leslie Malton (Margarete Deutschmann); David Hirsch (Jakob Deutschmann); Brigitte Kahn (Frau Uhlig, eine Nachbarin)
Komponist: Wolfgang Florey
Aufnahmeleitung: Dietmar Hagen
Technik/Toning.: Hans-Peter Ruhnert
Wie gewöhnlich beginnt so ein Schriftsteller-Morgen für den alten Jakob Deutschmann mit Tabletten schlucken, schlechten Nachrichten aus dem Radio und der allmorgendlichen Plackerei an der Schreibmaschine. Jakob tippt an seinem neuen Roman. Ein Anrufer stört ihn, duzt ihn unentwegt und versäumt, seinen Namen zu nennen. Seine Mutter bringt ihm die neuesten Nachrichten von der Verwandtschaft aus dem Himmel. Eigentlich sind dort alle dagegen, dass er nach Deutschland zurückgekehrt ist! Margarete, 41 Jahre, umgekommen in Auschwitz, ist stolz auf ihren geretteten Sohn, wenn er sich auf der Bühne verbeugt. Nur, dass er im Erdgeschoss wohnt, missfällt ihr. Und - ein bisschen "chennet" sein beim Schreiben, ist denn das so schwer? An diesem Vormittag bekommt Jakob auch Post mit dem Absender "Kulturzentrum des Bundes deutscher Antisemiten". Ein Brief ist kein Stein, doch Jakob wird in den zweiten Stock ziehen. In Deutschland bringen Glasscherben kein Glück. Die Mama hat es ihm eingeschärft.
Aufnahme-/Produktionszeitraum: 12.03.2001-20.03.2001
Sprecher: Lieselotte Rau; Horst Bollmann
Komponist: Wolfgang Florey
Regieassistenz: Robert Schoen
Aufnahmeleitung: Wolfgang Rein
Technik: Judith Rübenach
Ein Berliner Paar, das eine lange Geschichte miteinander hat, beim Gang durch eine unscheinbare Gegend zwischen den Vierteln, deren Veränderungen sie über Jahrzehnte hin miterlebt haben und denen nun die einschneidendste Veränderung bevorstehen soll: das Verkehr-Projekt 17. Dass dies nicht nur bei Protestierenden vor Ort auf Widerstände stößt, ist kaum vorauszusehen. Ihr Mit-Protest aber bringt sie dazu, die Gegenwart umso intensiver wahrzunehmen und in ihr die eigenen Lebens-Spuren zu entdecken: zwischen Schleuse, Flusswiesen, Bahndamm, Laubenkolonie und dem Kraftwerk mit den drei dicken Schornsteinen. - Motivisch spielt das Stück in derselben Gegend wie Benno Meyer-Wehlacks Kriegsblinden-Preiswerk "Die Versuchung": für ihn eine "Übermalung" nach mehr als vier Jahrzehnten.
* Benno Meyer-Wehlack, geboren 1928 in Stettin, wuchs in Kiel, Hiddensee und Berlin auf, war von 1959 bis 1961 Fernsehspieldramaturg beim SWF, von 1965 bis 1967 beim SFB und lebt seitdem als freier Schriftsteller in Berlin. Er ist Mitglied des PEN und der Akademie der Künste. Er schrieb Erzählprosa, Fernsehspiele und zahlreiche Hörspiele.
Aufnahmedatum: 00.09.2001
Bearbeiterin: Ute Scharfenberg
Sprecher und Rollen: Kurt Hübner (Kant); Gerd Wameling (Wasianski); Hermann Lause (Kupffer); Detlef Jacobsen (Kelch); Traugott Buhre (Lampe); Franziska Troegner (Köchin); Hermann Beyer (Jachmann); Klaus Herm (Hasse); Markus Meyer (Abegg) u.a.
Komponist: Wolfgang Florey
AufnahmeLeitung: Thomas Monnerjahn
Technik Barbara Zwirner (Toning.)
Immanuel Kant starb 1804 im Alter von 79 Jahren. Sein Wunsch, möglichst alt zu werden, war zu seinem Unglück in Erfüllung gegangen. Fasziniert von den Berichten des Kantschülers und Vertrauten Wasianski, verfasste der opiumsüchtige Thomas De Quincey ein eigenständiges Werk über Kants letzte Tage. Es zeigt den genialen Gelehrten und grillenhaft-pedantischen Preußen in seinem Kampf gegen den Verlust geistiger und körperlicher Kraft. * Thomas De Quincey (1785-1859), geboren in Manchester, war ein exentrischer englischer Romantiker, Schriftsteller, Publizist und Kritiker; er starb in Edinburgh. * Ute Scharfenberg, geboren 1967 in Magdeburg, ist seit 1996 Schauspieldramaturgin und Hörspiellektorin.
Aufnahme-/Produktionsdatum: <01.11.2002
Aufnahmeort: SFB Berlin
Erstsendedatum: 01.11.2002
Sprecher und Rollen: Angelica Domröse (Lucia Badini); Hilmar Thate, (Giorgio Badini); Walter Schmidinger (Borges); Markus Meyer, (Jorge); Volker Braun
Komponist: Wolfgang Florey
Erstsendedatum DLR: 18.05.2003
Sprecher und Gesprächspartner: George Tabori
Interview: Jörg Jannings
Aufnahme-/Produktionsdatum: <02.04.2004
Aufnahmeort: Berlin (RBB)
Erstsendedatum RRB Kultur: 02.04.2004 22.05-23.00
Übersetzung aus dem Französischen: Annette und Paul Bäcker,
Sprecher und Rollen: Gerd Wameling (Simon); Markus Meyer (Milarepa); Branko Samarovski (Marpa); Linda Olsansky (Frau); Friedhelm Ptok (Freund)
Komponist: Wolfgang Florey
Redakteurin: Gabriele Bigott
pr.-text: "Simon wird seit langem von einem Albtraum gepeinigt. In ihm läuft er einen steinigen Weg entlang und sucht hasserfüllt nach einem Mann, den er erschlagen will. Der Traum verwirrt ihn. Und auch die Frau, die sich in einem Pariser Café zu ihm setzt, hält er zunächst für verwirrt. Sagt sie ihm doch, dass er jener Swastika ist, der seit Jahrhunderten unerlöst und beladen mit Schuld durch die Berge Tibets wandert. Er hat Milarepas Familie um ihr Eigentum gebracht und zugrunde gerichtet. Nur Milarepa, der Sohn, entkam. Doch auch er belud sich mit Schuld, mit Hilfe schwarzer Magie hat er immer wieder Unglück über Swastika gebracht. Bis er zu einem weisen Lama ging, der ihn harten Prüfungen unterwarf, so dass er schließlich selbst (...) ein Lama wurde. Um seine Seelenwanderung zu beenden, soll er, Simon, hunderttausend Mal diese Geschichte erzählen. Und Simon erzählt, und lässt so Swastika, Milarepa und den Lama aus dem Traum heraustreten und darauf hoffen, dass das Schicksal nicht unabwendbar bleibt."
Erstsendedatum MDR figaro: 06.07.2004 22:00
Sprecher und Rollen: Martina Gedeck (Olga Knipper); Christian Redl (Anton Tschechow)
PR-Text: Unterschiedlicher hätten die Charaktere zweier Menschen nicht sein können, und widriger die Umstände nicht, die einer Verbindung beider entgegenstanden: Als ihre Bekanntschaft begann, war Anton Tschechow (38) ein großer Schriftsteller und im vorgerückten Stadium seiner Tuberkulose, und Olga Knipper (29) ein aufgehender Stern am Bühnenhimmel. Sie eine leidenschaftliche, das öffentliche Leben genießende Schauspielerin, Tschechow eher ein skeptischer Beobachter des menschlichen Treibens. Sechs Jahre haben sie sich gekannt, die letzten drei Jahre waren sie ein Ehepaar - bis zu seinem Tode 1904. Tschechow war aus medizinischen Gründen, nach Jalta verbannt, Olga dem Moskauer Künstlertheater verpflichtet, in dem auch Tschechow sein künstlerisches Zuhause als Dramatiker sah. Diesem unglückseligen Umstand ist eine faszinierende Korrespondenz zu verdanken: leidenschaftliche, offene, spontane Briefe voller Sehnsucht, Verzweiflung und Humor. Die Briefe sprechen für sich selbst - vom unfreiwilligen Einsiedlertum des Schriftstellers, von Probenkrächen, Trennungsschmerz, Kritikerschelte, dem prosaischen Alltag ihrer Ehe, über die russische Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts und von der Liebe Tschechows zu seiner "ungewöhnlichen Frau", der "letzten Seite" seines Lebens.
* Andrea Clemen, in Oberbayern aufgewachsen, studierte Slawistik und Osteuropäische Geschichte in München und Berlin. Übersetzungen von Theaterstücken Maxim Gorkis, Lew Tolstois, Jewgenij Schwarz", sowie von Labiche, Brian Friel und Puschkin und aller Bühnenwerke von Anton Tschechow..
Erstsendedatum DLR: 06.08.2004 19:05
Sprecher und Rollen: Rolf Hoppe (Emil Jannings); Dagmar Manzel (Gussy Holl); Robert Gwisdek (Jörg Jannings)
Komposition: Wolfgang Florey
Gesang: Ute Döring
Klavier: Gottfried Eberle
Technik: Peter Kainz
Regieassistenz: Marcus Mohr
Aus dem PR-Text: Emil Jannings, Jahrgang 1884: Schiffsjunge, Volontär, Bühnenschauspieler, Arbeiten mit Max Reinhardt, mit Ernst Lubitsch. 1926: Umzug von Berlin nach Hollywood, Filmpreise, Starruhm. 1930: Rückkehr nach Berlin, "Der blaue Engel", Filmerfolge im Dritten Reich. 1945: Auftrittsverbot. 1946: Jannings lebt zurückgezogen am Wolfgangsee. Er bekommt keine Aufträge, solange er nicht "entnazifiziert" ist. Doch wozu sich schuldfrei sprechen lassen? Jannings, der zum Schauspieler "Berufene", hält alles für ein großes Spiel: "Den Schurken könne schließlich nur spielen, wer selbst einer sei", erklärt er im Hörspiel.
Erstellt am 15.06.2004 | Zuletzt geändert am 25.10.2004 | Mail an den Seitenautor: Jürgen Trinkus |
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