Rolf Henrich wurde am 24. Febr. 1944 in Magdeburg geboren und wuchs in einer kleinbürgerlichen Familie auf.

Er war Mitglied der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und trat ein Jahr nach dem Abitur (1964) in die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) ein. Sein Jurastudium absolvierte Henrich an der Universität Jena und der Humboldt-Universität in Ost-Berlin. 1968 geriet er im Zusammenhang mit dem "Prager Frühling" erstmals in Konflikt mit dem DDR-Staat. Man warf ihm "Revisionismus" und "Psychologisierung des Rechts" vor, ein zugesagtes Forschungsstipendium wurde gestrichen. Sein Examen bestand Henrich mit einer Eins. Er qualifizierte sich auch als Facharbeiter im Steinkohlebergbau in Zwickau.

Ab 1973 arbeitete Henrich als Anwalt in Eisenhüttenstadt und wurde SED-Parteisekretär des Kollegiums der Rechtsanwälte im Bezirk Frankfurt/Oder. Später besuchte er auch die Bezirksparteischule der SED in Frankfurt/Oder. Henrich wurde mehrmals für seine Verdienste ausgezeichnet. Dennoch wurde er angesichts der politischen Prozesse zunehmend kritischer gegenüber der SED und dem Sozialismus sowjetischer Prägung. Das Buch "Die Alternative" des Regime-Kritikers Rudolf Bahro und dessen Verurteilung 1978 legten den Grundstein für Henrichs zunehmende Abnabelung von der SED. Angeregt durch die anthroposophischen Vorstellungen Rudolf Steiners zog er sich am Ende ganz in sein Wochenendhaus zurück, eine alte Schleusenmeisterei bei Hammerfort, nahe der polnischen Grenze. Im April 1989 wurde Henrichs Buch "Der vormundschaftliche Staat. Vom Versagen des real existierenden Sozialismus" im westdeutschen Rowohlt-Verlag veröffentlicht. In der Schrift, die in der DDR heimlich weitergereicht und als Initialzündung für den ostdeutschen Widerstand gewertet wurde, kritisierte er den SED-Staat aus rechtspolitischer Sicht, analysierte die Ursachen der historischen Fehlentwicklung, entwarf aber auch Reformvorschläge. Das Politbüro wertete das Buch erwartungsgemäß als offene Kampfansage. Henrich wurde aus Anwaltskollegium und SED ausgeschlossen, blieb jedoch - vom faktischen Berufsverbot abgesehen - weitgehend ungeschoren.

Im Spätsommer und Herbst 1989 hatte sich die gesellschaftliche und politische Situation in der DDR, vor allem infolge der Massenflucht über Ungarn und die CSSR, dramatisch zugespitzt. Zusammen mit der Malerin Bärbel Bohley und anderen Exponenten der Oppositionsbewegung gründete Henrich am 11. Sept. das Neue Forum (NF), das Plattform und organisatorischer Ausdruck der zahllosen, auf gesellschaftlichen Wandel orientierten Initiativen sein sollte und dessen Aufruf "Die Zeit ist reif!" binnen kurzem 200.000 Bürger unterschrieben hatten. Mitte November wurde sein Ausschluss aus dem Rechtsanwaltskollegium aufgehoben und Henrich setzte seine Anwaltstätigkeit in Eisenhüttenstadt fort. Getragen von der Hoffnung auf einen "freiheitlichen, demokratischen Sozialismus in der Mitte Europas" und einer DDR mit eigener Identität, gehörte er zu den öffentlichkeitspolitisch wirkungsvollsten NF-Vertretern. Er saß im Dez. 1989 für das NF am "Runden Tisch", der sich u. a. der Aufklärung der Stasi-Machenschaften und der Vorbereitung der Volkskammerwahlen im März 1990 widmete und bald auch unmittelbar Einfluss auf die Tätigkeit der Regierung von Hans Modrow nahm.

Henrich forderte eine "Kultur der nötigen gesellschaftlichen Aufarbeitung" und widersetzte sich dem Drang von Teilen des NF, sich als Partei zu konstituieren. Aus Sorge vor dem Verlust an Freiheit und Spielraum lehnte er nach der Wende politische Ämter ab, so auch das Angebot, Oberster Richter der DDR zu werden. Er zog sich vom runden Tisch ins Privatleben zurück und trat im Nov. 1990 der SPD bei. Als Anwalt in der brandenburgischen Provinz vertrat er kleine und mittlere Betriebe in Wirtschaftsdingen, übernahm aber auch die Verteidigung ehemaliger RAF-Terroristen. Gespeist aus seinen Erfahrungen als Verteidiger bei sog. "Mauerprozessen" entstand Henrichs erster Roman, "Die Schlinge" (2001). Darin wird der Umgang der bundesdeutschen Justiz mit den Vorfällen an der innerdeutschen Grenze thematisiert anhand des angeklagten DDR-Generals Donath, der als Schreibtischtäter an der Verminung der innerdeutschen Grenze mitgewirkt hat.

Henrich ist verheiratet und hat einen Sohn.

>Mitgliedschaften

  • SPD (seit 1990),
  • Vorstand Verein Stiftung "Natur und Umwelt",
  • Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft,
  • Mitglied der 1993 gegründeten "Deutschen Nationalstiftung" mit dem Ziel, die Einigung Europas voranzubringen.

Werke/Veröffentlichungen

  • "Der vormundschaftliche Staat" (89),
  • "Gewalt und Form - In einer vulkanischen Welt" (96; Essays)
  • "Die Schlinge" (01; Roman).

Preise/Auszeichnungen

  • Fichte-Preis;
  • Verdienstmedaille der DDR;
  • Nationalpreis der Deutschen Nationalstiftung (00).